Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P523
DOI: 10.1055/s-2007-987794

CD4-positive periphere T-Lymphozyten als neuro-immunologische Regulatoren adulter hippokampaler Neurogenese

B Steiner 1, SA Wolf 1, A Akirnarli 1, T Kammertoens 1, A Wengner 1, C Nassenstein 1, A Braun 1, M Lipp 1, T Blankenstein 1, P Matzinger 1, G Kempermann 1
  • 1Berlin; Palo Alto, Bethesda, USA; Hannover

In den letzten Jahren wird zunehmend die Rolle eines intakten Immunsystems bei neuropsychiatrischen Erkrankungen diskutiert. So scheinen z.B. Veränderungen in der T-Zell-vermittelten Zytokinausschüttung auch für die Pathogenese von Schizophrenie und Depression verantwortlich zu sein. Für beide Erkrankungen wird außerdem diskutiert, ob eine gestörte adulte Neurogenese im Gyrus dentatus zur Pathogenese beiträgt.

Wir postulierten, dass aktivierte T-Lymphozyten neurogene Effekte im Gyrus dentatus auslösen könnten und damit einen wichtigen Bestandteil in der neuroimmunologischen Regulation adulter neuronaler Plastizität darstellen.

Wir untersuchten daher, welche Rolle das periphere Immunsystem unter physiologischen Bedingungen in der Regulation adulter hippocampaler Neurogenese spielt. Wir zeigen, dass CD4-positive T-Lymphozyten des peripheren Immunsystems massgeblich an der Aufrechterhaltung eines neurogenen “microenvironment“ beteiligt sind.

Nach Aktivierung CD4-positiver T-Lymphozyten in der Peripherie beobachteten wir eine transienten Erhöhung der Neurogenese ohne Induktion einer ZNS-Inflammation. Die Hemmung einer CD4-vermittelten Immunantwort führte zu deutlicher Reduktion der Neurogeneserate, erniedrigter Ausschüttung neurotropher Faktoren und einem signifikant schlechteren Abschneiden der behandelten Tiere in hippokampusabhängigen Verhaltenstests. Wir identifizierten Interleukin-2 als möglichen Mediator für diese Effekte.

Unsere Daten legen nahe, dass eine physiologische CD4-Aktivierung eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung adulter neuronaler Plastizität im Hippokampus spielen könnte.