Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P522
DOI: 10.1055/s-2007-987793

Transkortikale Diaschisis: kontraläsionale Hypoperfusion in akuten und chronischen Hirnschäden im 15O-PET

S Gairing 1, A Thiel 1, J Sobesky 1, WD Heiss 1
  • 1Köln; Montreal, CAN

Einleitung: Untersuchungen zur transkortikalen Diaschisis (transcortical diaschisis, TCD) haben widersprüchliche Resultate ergeben. In vielen Studien erschien Diaschisis als ein Phänomen, das die gesamte kontralaterale Hemisphäre betraf. Bisher fanden sich jedoch keine Untersuchungen zu fokalen Diaschisisphänomenen, obwohl diese im Rahmen einer funktionalen Reorganisation nach Hirnschädigung möglicherweise von größerer Bedeutung sind, als Effekte, die die gesamte Hemisphäre betreffen.

Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es, das Ausmaß fokaler kontraläsionaler Hypoperfusionen bei akuten (durch einen Schlaganfall hervorgerufenen) und chronischen (durch einen hirneigenen Tumor bedingten) Hirnläsionen zu ermitteln. Hierdurch sollten Rückschlüsse auf die klinische Bedeutung dieser Form der transkortikalen Diaschisis gezogen werden.

Methoden: 15O-Wasser PET diente der Ermittlung des cerebralen Blutflusses. Z-transformierte Bilder der Blutflussdifferenzen zwischen dem einzelnen Patienten und der Normalpopulation wurden berechnet. Anzahl, Volumen und Talairach-Koordinaten dieser hypoperfundierten Regionen wurden ermittelt.

Ergebnisse: In Schlaganfallpatienten fanden sich im Median 2,5 hypoperfundierte Volumina, die ein medianes Volumen von 0,58 ccm besaßen. Bei Tumorpatienten lag die mediane Anzahl bei 3, das mediane Volumen bei 0,772 ccm. Somit zeigten sich sehr kleine hypoperfundierte Areale. Es fand sich bei Anzahl und Volumen der Komponenten jeweils kein statistisch signifikanter Unterschied bei Schlaganfall- und Tumorpatienten.

Diskussion: Auch in früheren Studien konnte die Existenz des Phänomens der transkortikalen Diaschisis nie bewiesen werden. Allerdings könnten im Rahmen einer neurovaskulären Entkopplung immer noch metabolische Störungen und eine veränderte synaptische Aktivität auftreten, die klinisch Symptome hervorrufen.

Schlussfolgerung: Transkortikale Diaschisis in Form der kontraläsionalen Hypoperfusion ist ein gering ausgeprägtes Phänomen, das weder klinische Defizite hervorruft noch eine Rolle bei der Regeneration spielt.