Hintergrund: Ein häufiges Symptom der Multiplen Sklerose (MS) ist die Para- oder Tetraspastik,
welche durch Erhöhung des Muskeltonus eine verminderte Kraftleistung und Störung der
Bewegungsabläufe verursacht. Triamcinolon ist ein synthetisches Glukokortikoid, welches
in Form des Triamcinolonacetonid (TCA) als Medikament Verwendung findet. Die ersten
Untersuchungen zu einer spasmolytischen Wirkung von intrathekal appliziertem TCA wurden
bereits in den 50er Jahren durchgeführt.
Methode: Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden 27 Patienten mit intrathekalem TCA behandelt.
Bei 24 Patienten war eine MS gesichert, bei drei Patienten lag eine Spastik anderer
Ursache vor. Die erste Gabe erfolgte mit 40mg TCA-Lösung (Volon A), weitere dann zwei
und vier Tage später mit jeweils 80mg.
Ergebnisse: Bei keinem Patienten traten systemische Nebenwirkungen auf; bei zwei Patienten führte
ein postpunktionelles Syndrom zum Therapieabbruch. Andere Komplikationen (insbesondere
Infektionen) traten nicht auf. Bei 17 Patienten zeigte sich eine deutliche Verminderung
der Spastik und Verbesserung des Gangbildes. Von diesen wurden 11 Patienten im Verlauf
mehrfach behandelt. Bei den Nicht-MS-Patienten zeigte sich einmalig eine leichte Besserung
der Spastik, bei den anderen war keine Wirkung erkennbar. Eine Besserung des EDSS
war bei vier Patienten zu objektivieren, bei den übrigen der im Verlauf mehrfach behandelten
Patienten blieb er stabil.
Diskussion: Nach den bisherigen Erfahrungen hat die TCA-Therapie nur eine Wirkung auf spinale
Symptome, also die meist bei progredienter Erkrankung im Vordergrund stehende Spastik
und nicht auf andere Symptome der MS, so dass sein Einsatz v.a. als symptomatische
Therapie Sinn macht. Oft ist nach der ersten Gabe bereits ein Therapieerfolg bemerkbar
und weitere Gaben können zu einer Besserung führen, können aber bei Patienten mit
zugleich schweren Paresen dazu führen, dass es zum Verlust der Stützfunktion und damit
Beeinträchtigung der Gehfähigkeit kommt.
Schlussfolgerung: Die intrathekale Applikation von TCA bei Patienten mit Para- oder Tetraspastik im
Rahmen einer MS ist als zusätzliche Therapie bei unzureichender Wirkung oder Unverträglichkeit
der oralen Spasmolytika sinnvoll. Sie ist nebenwirkungsarm und gut verträglich. Die
Dosis und Häufigkeit der Applikationen sollte individuell angepasst werden, empfehlenswert
ist ein Therapiebeginn mit 40mg. Wenig oder keinen Effekt scheint das TCA auf anderweitig
bedingte spastische Syndrome zu haben.