Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P485
DOI: 10.1055/s-2007-987756

Quantitative anti-MOG Serumtiter sind nicht prädiktiv für Krankheitsaktivität und -progression beim ersten Ereignis der Multiplen Sklerose – Ergebnisse einer ELISA-Studie

T Menge 1, PH Lalive 1, M Tintore 1, HC von Büdingen 1, P Villoslada 1, CP Genain 1
  • 1Düsseldorf; Genf, CH; Barcelona, E; Zürich, CH; Pamplona, E; San Francisco, USA

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des Zentralnervensystems. Antikörper (Ak) gegen Myelin-/Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG) sind wahrscheinlich an der Pathogenese der MS beteiligt, wie passive Transferexperimente im Tiermodell der MS nahelegen. Es besteht eine kontroverse Datenlage, inwieweit anti-MOG Ak, die mittels Western Blot bestimmt wurden, Indikatoren für eine raschere Konversion von einem klinischen isolierten Syndrom (KIS) zur gesicherten MS sind.

In einen quantitativen ELISA wurden Antikörper gegen die immunodominanten Epitope von rekombinantem MOG in 38 unbehandelten Patienten mit KIS, die im Durchschnitt 74 Monate prospektiv verlaufskontrolliert wurden, bestimmt.

Die mittleren anti-MOG IgG Titer entsprechen denen von Patienten mit MS. Weder KIS-Patienten mit einer raschen Konversion zu definitiver MS, noch mit einem pathologischen oder aktiven MRT zu Studienbeginn oder in der Einjahreskontrolle wiesen erhöhte anti-MOG Ak-Titer auf. Vielmehr waren die anti-MOG IgM invers mit dem Zeitintervall bis zur MS-Konversion und der Läsionslast im T2-MRT korreliert (Pearson r=0,74; p=0,0017 bzw. r=0,46; p=0,048). Korrelationen der anti-MOG IgG konnten nicht identifiziert werden.

Unsere Studie findet somit ebenfalls keine Korrelationen von anti-MOG Ak zu klinischer und paraklinischer Aktivität und Progression in KIS. Im Gegensatz zu den vorherigen Studien, die rein qualitativ im Western Blot durchgeführt wurden, konnten nun auch quantitative Korrelationen durchführt werden, die erstaunlicherweise eine protektive Wirkung von anti-MOG IgM annehmen lassen. Da die Möglichkeit einer zu geringen statistischen Power nicht ausgeschlossen werden kann und wegen dieser unerwarteten inversen Korrelationen, sollte eine größere KIS-Kohorte systematisch im ELISA analysiert werden. Die Etablierung prognostischer Biomarker, insbesondere in der Frühphase der MS, ist von größtem klinischen Interesse.