Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P480
DOI: 10.1055/s-2007-987751

Der Einfluss subkortikaler Läsionen als Komorbiditätsfaktor des idiopathischen Parkinsonsydroms

A Schoene-Adibo 1, I Reuter 1, K Morgen 1, M Oechsner 1, M Kaps 1
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Fragestellung: Das höhere Lebensalter bei Patienten mit Morbus Parkinson bedingt eine höhere Koinzidenz zerebrovaskulärer Erkrankungen. Die Studie untersuchte die Beziehung zwischen subkortikalen Marklagerläsionen und Parkinsonsymptomatik.

Methodik: Bei 200 Parkinsonpatienten wurden eine neurologische und kardiovaskuläre Untersuchung durchgeführt sowie kardiovaskuläre Risikofaktoren evaluiert. Es erfolgte eine kernspintomographische Untersuchung und mit nachfolgender quantitativer Erfassung der subkortikalen vaskulären Läsionslast in den PD- und T2- gewichteten Sequenzen. Die Patienten wurden entsprechend der Summe ihrer Läsionen in 5 Klassen unterteilt.

Ergebnisse: Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen ansteigenden Läsionen des Marklagers und zunehmenden Lebensalter (r=0.56). Die parkinsonbedingten Fluktuationen und Halluzinationen als Komplikationen der Parkinsontherapie nahmen in der Gruppe mit der höchsten Läsionslast signifikant ab. Ebenso war in dieser Gruppe eine Reduktion der Medikationsdosis mit Dopaminagonisten und Intensivierung der L- Dopa- Therapie zu beobachten. Die Läsionsdichte war signifikant assoziiert mit erhöhter Intimadicke der A. carotis interna (P<0.01) sowie TIA, PRIND und koronarer Herzkrankheit in der Vorgeschichte. Das vermehrte Auftreten von Konzentrationsstörungen und kognitiven Defiziten dominierte in der Gruppe mit den größten subkortikalen Veränderungen.

Zusammenfassung: Im Gegensatz zu anderen Studien fand sich in dieser Studie kein Effekt der Läsionen der weißen Substanz auf die motorischen Symptome des idiopathischen Parkinsonsyndroms. Jedoch ist ein signifikanter Effekt auf die Komplikationen der Parkinsontherapie und nicht- motorische Symptome sowie der Motivationslage festzustellen.

Schlussfolgerung: Die Abnahme der Fluktuationen bei erhöhter subkortikaler Läsionslast weist auf eine verminderte Ansprechbarkeit auf L- Dopa hin. Gleichzeitig muss aufgrund der Unverträglichkeit der Dopaminagonisten auf eine L- Dopa- Monotherapie umgestellt werden.

Im Gegensatz zu anderen Studien fanden wir bei ansteigenden Marklagerläsionen keinen Effekt auf die motorischen Symptome des Morbus Parkinson, jedoch ist eine signifikante Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit nachzuweisen.