Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P466
DOI: 10.1055/s-2007-987737

Erfassung kognitiver Störungen bei neurologischen Erkrankungen unterschiedlicher Ätiologie: Gegenüberstellung des DemTects und des MMSTs

E Kalbe 1, N Kohn 1, H Georg 1, J Kessler 1
  • 1Köln, Bielefeld

Hintergrund: Viele neurologische Erkrankungsbilder gehen mit kognitiven Störungen einher, die erhebliche Funktionseinbußen zur Folge haben können. Sie werden in der klinischen Routine jedoch häufig nicht erfasst. Der MMST ist das wohl am häufigsten eingesetzte kognitive Screening-Instrument, es besitzt aber nur eine geringe Sensitivität für leicht ausgeprägte kognitive Dysfunktionen. Der DemTect hat sich bei primären kognitiven Störungen als weitaus sensitiver als der MMST erwiesen. In dieser Studie wurden DemTect- und MMST-Werte von Patienten mit neurologischen Erkrankungen unterschiedlicher Ätiologie, ausgenommen primären kognitiven Störungen, gegenübergestellt.

Methoden: Es wurden DemTect- und MMST-Werte von insgesamt 244 Patienten (mittleres Alter: 57,3 Jahre, SD=17,1) mit neurologischen Erkrankungen unterschiedlicher Ätiologie (s. Tabelle) analysiert, die im Zeitraum von Februar 2004 bis Dezember 2006 in der Neurologischen Uniklinik Köln stationär aufgenommen und aufgrund möglicher kognitiver Störungen zu einer neuropsychologischen Untersuchung angemeldet worden waren.

Ergebnisse: In der Tabelle sind die DemTect- und MMST-Werte sowie der Prozentsatz der Patienten, die mit den Verfahren als kognitiv beeinträchtigt klassifiziert wurden (Cut-Off DemTect: <13 Punkte, Cut-Off MMST: <25 Punkte), dargestellt. Mit dem DemTect wurden durchweg signifikant mehr Patienten als kognitiv beeinträchtigt erkannt. Die deutlichsten Unterschiede zeigten sich bei der Gruppe der Patienten mit Morbus Parkinson und sonstigen Bewegungsstörungen sowie bei den vaskulären Erkrankungen.

Schlussfolgerung: Kognitive Störungen bei neurologischen Patienten unterschiedlicher Ätiologie lassen sich deutlich zuverlässiger mit dem DemTect ermitteln als mit dem MMST. Der DemTect stellt mit einer Durchführungszeit von nur ca. 10 Minuten damit ein geeignetes kognitives Screeninginstrument für die klinische Praxis dar – auch bei Patienten, die keine primären kognitiven Störungen aufweisen.

Gruppe der Erkrankung

n

Mittelwert (SD)

als beeinträchtigt klassifiziert

DemTect
(max. 18 Punkte)

MMST
(max. 30 Punkte)

DemTect
(Cut-Off: <13 Punkte)

MMST
(Cut-Off: <25 Punkte)

Vaskuläre Erkrankungen

65

10,9 (3,8)

26,3 (3,4)

71%

32%

Parkinson, sonstige Bewegungsstörungen

52

11,7 (3,4)

27,7 (2,5)

56%

14%

Multiple Sklerose

20

12,1 (4,7)

27,6 (2,5)

50%

15%

Anfallsleiden

26

11,1 (4,2)

26,9 (3,3)

62%

27%

Entzündliche Erkrankungen

15

9,9 (3,8)

26,0 (3,4)

73%

27%

Tumorerkrankungen

14

9,3 (4,8)

25,5 (4,6)

71%

36%

Psychische Erkrankungen

52

11,8 (3,6)

27,1 (3,2)

56%

27%