Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P464
DOI: 10.1055/s-2007-987735

Transiente globale Amnesie: Besteht eine Assoziation zwischen hippokampalen Läsionen und Kognition?

I Uttner 1, B Schmitz 1, S Weber 1, W Freund 1, M Ramspott 1, R Huber 1
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Einleitung: Trotz intensiver Bemühungen ist die Ätiopathogenese der transienten globalen Amnesie (TGA) weiterhin ungeklärt. Eine mögliche Rolle könnten neueren bildgebenden Untersuchungen zufolge sogenannte hippokampale „cavities“ spielen, größere strukturelle Läsionen im Bereich eines oder beider Hippokampi, die im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen bei TGA-Patienten deutlich häufiger auftreten sollen (Nakada et al., Neurology 2005;64:1170–1174.) Inwieweit diese Läsionen funktionelle Auswirkungen haben, ist bislang offen; insbesondere ist unklar, ob sich das kognitive Leistungsprofil von Patienten mit Nachweis hippokampaler Veränderungen von solchen ohne unterscheidet.

Patienten und Methode: Um dies zu überprüfen, wurden 14 Patienten (Altersrange: 48 bis 74 Jahre) >15 Monate nach stattgehabter TGA mittels hochauflösender T2R-Sequenzen (1,5-T-MRT) neuroradiologisch beurteilt sowie zusammen mit 15 gesunden, nach Alter, Geschlecht und Bildungsniveau parallelisierten Kontrollpersonen einer ausführlichen neuropsychologischen Untersuchung unterzogen. Von der Studienteilnahme ausgeschlossen waren Patienten mit TGA-Rezidiv oder anderweitig verhaltensrelevanten Störungen, wie Schlaganfall oder Demenz. Erfasst wurden Arbeitsgedächtnis, deklaratives und nondeklaratives Gedächtnis, Aufmerksamkeit und exekutive Funktionen.

Ergebnisse: Von den untersuchten 14 Patienten wiesen insgesamt neun (60%) strukturelle Läsionen im Bereich des Hippokampus auf, bei acht Patienten waren beide Seiten betroffen, in zwei Fällen wurde mehr als eine Läsion detektiert. Ein Vergleich der kognitiven Leistungen der Patienten mit und ohne Läsionsnachweis (Signifikanzniveau: alpha=0,05) ergab keine Unterschiede zwischen den Gruppen (p-range=0,06–0,89, U-Test), auch zu den Kontrollpersonen ergaben sich keine Leistungsdifferenzen (p-range=0,08–0,9, U-Test).

Schlussfolgerung: Die bei unseren mehr als einem Jahr nach Auftreten der TGA untersuchten Patienten detektierte Inzidenzrate hippokampaler Läsionen entspricht in etwa der Häufigkeit der in der Postakutphase beobachteten Diffusionsstörungen und könnte damit u.U. auf einen strukturellen Umbau dieser frühen Auffälligkeiten hinweisen. Gleichzeitig verdeutlichen unsere Ergebnisse aber auch, dass hippokampale „cavities“ offensichtlich keine relevanten Auswirkungen auf die kognitive Leistung haben, so dass die Frage nach dem morphologisch-funktionellen Korrelat der TGA weiterhin offen bleibt.