Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P449
DOI: 10.1055/s-2007-987720

EURAP Deutschland – Update 2007

V Gaus 1, I Coban 1, S Eibach 1, R Kretz 1, B Schmitz 1
  • 1Berlin

Hintergrund: In Deutschland werden 0,5% der Schwangeren aufgrund einer Epilepsie mit Antikonvulsiva (AED) behandelt. Die Einnahme von AED in der Schwangerschaft (Schwschft) geht jedoch mit einem erhöhten Fehlbildungsrisiko einher. Die vorliegenden Daten zum teratogenen Risiko der AED sind widersprüchlich, primär aufgrund geringer Fallzahlen und methodischer Schwächen der vorliegenden Studien. Bisher haben nur wenige Studien die Auswirkungen der Schwschft auf die Anfallskontrolle untersucht. Die Minimierung des teratogenen Risikos der AED bei gleichzeitiger Vermeidung maternaler und fetaler Risiken durch unkontrollierte Anfälle stellt in der Behandlung schwangerer Epilepsiepatientinnen (Pat) daher eine Herausforderung dar.

Methoden: EURAP (European Registry for Antiepileptic Drugs and Pregnancy) ist eine internationale prospektive und retrospektive Beobachtungsstudie. Frauen, die zum Zeitpunkt der Konzeption AED einnehmen, werden vor Abschluss der 16. Schwangerschaftswoche (SSW) in die prospektive Untersuchung eingeschlossen. Pat, deren Schwschft nach der 16. SSW gemeldet wird, werden als retrospektive Fälle dokumentiert. Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich bis 1 Jahr post partum.

Ergebnisse: International wurden 8785 Schwschaft von 750 Ärzten aus 39 Ländern bis November 2006 eingeschlossen. In Deutschland wurden bis März 2007 860 Pat gemeldet (prospektiv 775=90,1%). In 43,9% der Fälle (n=375) bestand eine generalisierte und in 430 Fällen (50,4%) eine fokale Epilepsie; 7 Pat (0,8%) waren nicht an einer Epilepsie erkrankt.

79,1% der Pat wurden mit einer AED-Monotherapie behandelt, die häufigsten AED in Monotherapien waren Lamotrigin (LTG) 44,6%, Valproat (VPA) 21,7% und Carbamazepin (CBZ) mit 19,9%. 55,1% aller Pat mit einer abgeschlossenen Schwschft waren anfallsfrei. Unter den vollendeten Schwschft waren 78% der VPA-Monotherapien sowie 55% der mit CBZ und 55% der mit LTG in Monotherapie behandelten Pat anfallsfrei.

Bei 489 Lebendgeburten wurden 22 große Malformationen berichtet, 3 weitere fanden sich bei induzierten Aborten, 4 weitere Fälle wurden bisher nicht näher klassifiziert. Unter den drei häufigsten AED fand sich eine Malfomationsrate von 8,2% für VPA (n=8), 3,8% bei LTG (n=6) und 3,5% für CBZ (n=3).