Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P443
DOI: 10.1055/s-2007-987714

Der nicht-konvulsive Status epilepticus bei Palliativpatienten – eine medizinische und ethische Herausforderung

S Mayer 1, S Lorenzl 1, S Noachtar 1, GD Borasio 1
  • 1München

Einleitung: Der nicht-konvulsive Status epilepticus ist durch einen sequentiellen oder gleichzeitigen Ausfall endogener antikonvulsiver Mechanismen gekennzeichnet. Ein nicht-konvulsiver Status epilepticus wird bei ca. 6% der Patienten mit Tumorerkrankungen diagnostiziert. Die Diagnosestellung ist oft schwierig, da das klinische Bild von lediglich verändertem Verhalten bis hin zum Koma reichen kann.

Wir berichten über erste Ergebnisse einer prospektiven Studie, in der wir die Grunderkrankung, die klinische Präsentation, therapeutische Interventionen und den erzielten klinischen Zustand von Patienten mit lebenslimitierenden Erkrankungen und einem nicht-konvulsivem Status epilepticus untersuchen.

Methoden: Wir untersuchen schwerkranke Patienten mit Tumorerkrankungen und anderen Grunderkrankungen, die das klinische Bild eines nicht-konvulsiven Status epilepticus zeigen klinisch und mit dem EEG.

Ergebnisse: Bislang wurden 14 Patienten mit einem nicht-konvulsiven Status epilepticus identifiziert. Abgesehen von zwei Patienten verstarben alle unter der Therapie mit Antiepileptika. Fünf Patienten waren zuvor nicht antiepileptisch behandelt worden. Bei insgesamt 7 Patienten bestand der Status epilepticus möglicherweise bereits seit mehr als drei Tagen vor der Diagnosestellung.

Schlussfolgerung: Der nicht-konvulsive Status epilepticus bei Patienten mit Tumorerkrankungen oder anderen lebensbedrohlichen Grunderkrankungen zeigt eine hohe Mortalität. Wir diskutieren klinische und elektrophysiologische Parameter im Hinblick auf Therapieoptionen und ethische Aspekte der Behandlung des nicht-konvulsiven Status epilepticus bei Palliativpatienten.