Wir berichten über einen Patienten, der seit wenigen Tagen unter linksseitigen Kopfschmerzen
litt und notfallmäßig mit einer subakut über 2 Stunden aufgetretenen Gang- und Standataxie,
einer Sensibilitätsstörung der linken Gesichtshälfte und Heiserkeit auf die Stroke
Unit aufgenommen wurde.
Im akut durchgeführten Schlaganfall-MRT -„Kurzprogramm“ (T2-Tirm, DWI, ADC) zeigte
sich kein Korrelat einer frischen, medullär vermuteten Ischämie; auch die am selben
Abend umfangreiche MRT inklusive Wiederholung der morgendlichen DWI -Sequenzen erbrachte
eine unauffälligen Befund.
Am Folgetag wurde deshalb eine umfassende laborchemische, liquordiagnostische und
technische Differentialdiagnostik einer subakuten Ataxie mit Hirnnervenstörung initiiert.
Da der klinisch-neurologische Befund am Folgetag progredient war und topodiagnostisch
nach wie vor ein Infarkt im Bereich der linksseitigen Medulla oblongata am wahrscheinlichsten
erschien, wurde die 3. Kernspinuntersuchung innerhalb von 2 Tagen durchgeführt, diesmal
ergänzt durch eine koronare DWI-Sequenz sowie durch eine MR-Angiographie, wo sich
in der koronaren DWI-Sequenz in der Medulla oblongata links eine kleine frische Ischämie
darstellte. Zusätzlich zeigte sich im V4-Segment links eine Stenosierung, die wir
bei ansonsten unauffälligem Gefäßstatus im Sinne einer Dissektion werteten und somit
anhand der Klinik und der Bildgebung die Diagnose eines inkompletten Wallenberg-Syndroms
bei Medulla-oblongata-Infarkt nach isolierter Dissektion im V4-Segment stellen.
Zusätzlich werden 2 weitere Patienten mit Hirnstammsyndromen und unauffälliger transversaler
Epi-Sequenz vorgestellt, bei denen in der im Verlauf angefertigten koronaren Epi-Sequenz
eine frische Ischämie im Hirnstamm detektiert werden konnte.
Schlussfolgerung: Zusammenfassend stellen wir drei Patienten mit Hirnstammsyndromen vor, deren transversale
Epi-Sequenz einen unauffälligen Befund ergab. Der Kliniker sollte seinen topodiagnostischen
Kenntnissen trotz widersprüchlicher bildgebender Untersuchungen vertrauen und konsequent
die aus seiner Sicht richtungsweisende Diagnose erzwingen, notfalls auch durch die
Wiederholung des MRTs. Kleine infratentorielle DWI-Läsionen können im transversalen
Bild im MRT nicht nachweisbar sein oder als Artefakt fehlinterpretiert werden und
somit den Weg zur richtigen Diagnose verstellen. Als Konsequenz ergänzen wir bei klinischem
Verdacht auf akute infratentorielle Infarkte routinemäßig die koronare Epi-Sequenz
zur Hirnstammbeurteilung.