Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P432
DOI: 10.1055/s-2007-987703

Seltene Komplikationen einer Amantadin-Medikation bei 2 Patienten mit Morbus Parkinson

C Trenkwalder 1, A Ferbert 1, F Sixel-Döring 1
  • 1Kassel

Fall 1:

Eine 65-jährige Patientin mit 11-jährigem klinischen Verlauf eines M. Parkinson vom Äquivalenztyp zeigte erhebliche Verträglichkeitsprobleme der Dopaminergika mit häufigem Erbrechen. Wegen quälender Dystonien wurden einschleichend über 4 Tage 300mg Amantadin eindosiert. Am 5. Tag wurde die Patientin morgens komatös aufgefunden. Initiales cCT: keine Blutung, kein Infarkt. Labor: Natrium 120mmol/l, Kalium 3,3mmol/l, Calcium 1,99mmol/l, CK 1209U/l, im EEG mittelschwere Allgemeinveränderung. Am 2. Tag CK 1800U/l, am 3. Tag 3307U/l mit anschließender Normalisierung. Ein Grand Mal-Anfall infolge der Hyponatriämie war als Ursache des Komas anzunehmen. Nach Elektrolytsubstitution klarte die Patientin auf. Im Folgenden waren weiterhin ständige Natrium-Ergänzungen nötig, um den Serumwert bei 128mmol/l zu halten. Nach Absetzen von Amantadin kam es zur Normalisierung ohne weitere Substitution.

Fall 2:

Ein 58-jähriger Patient mit 11-jährigem klinischen Verlauf eines M. Parkinson vom Äquivalenztyp wurde mit zunehmenden Schluck- und Sprechstörungen und einer exogenen halluzinatorischen Psychose aufgenommen. Aktuelle Tagesmedikation: 650mg L-Dopa mit DCI in verschiedener Galenik, 1400mg Entacapon, 2,45mg Pramipexol, 500mg Amantadin, sowie bis zu 5×6mg Apomorphin subcutan via Pen. Kurz nach der Aufnahme entwickelte der Patient eine Serie von Grand Mal-Anfällen mit Ateminsuffizienz, sodass die notfallmäßige Intubation, Sedierung und maschinelle Beatmung erfolgte. Labor: CK 2063U/l, cCT, Liquordiagnostik, sowie ein am Folgetag angefertigtes EEG blieben unauffällig. Nach Pausieren von Amantadin und Pramipexol klarte der Patient rasch auf, konnte problemlos extubiert werden und bot keinerlei weitere Hinweise auf eine erhöhte cerebrale Erregungsbildung. Die Sprech- und Schluckstörungen zeigten sich unter Weglassen von Amantadin deutlich gebessert.

Diskussion: Im Fall 1 wurde die Elektrolytentgleisung mitbedingt durch das vorangegangene rezidivierende Erbrechen, im Fall 2 ist es am ehesten infolge der zunehmenden Schluck- und Sprechstörungen zu einer relativen Intoxikation mit Amantadin durch mangelhafte Flüssigkeitszufuhr gekommen. Amantadin wird ausschließlich renal eliminiert, vor allem bei eingeschränkter Nierenfunktion kann es zu Anfällen kommen, die Hyponatriämie ist möglicherweise ebenfalls als Nebenwirkung anzusehen.