Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P424
DOI: 10.1055/s-2007-987695

Carotisdissektion als ungewöhnliche Ursache einer Migräne mit prolongierter Aura

T Rösel 1, I Schröder 1, S Arnold 1, KF Druschky 1
  • 1Karlsruhe

Folgender Fall soll verdeutlichen, dass sich hinter einer Migräne mit prolongierter Aura eine überraschende Diagnose verbergen kann.

Eine 43 Jahre alte Patientin berichtete eine Woche vor ihrer stationären Aufnahme über maximal einstündig anhaltendes Flimmersehen auf dem linken Auge mit nachfolgenden rechtsseitigen Kopfschmerzen wie sie es von ihrer Migräne mit Aura in einer Häufigkeit von zweimal pro Jahr seit langem kenne. Im Unterschied zu früheren Migräneattacken habe der Kopfschmerz in leichterem Ausmass angehalten. Zu den diskreten, rechtsseitigen Cephalgien seien am Aufnahmetag ein Flimmersehen auf dem linken Auge sowie sukzessive eine leichte Dysarthrie und Pelzigkeit der linken Hand hinzugetreten. Eine halbe Stunde nach Beginn der Aura hätten sich die rechtsseitigen Kopfschmerzen wie bei ihren bekannten Migräneattacken verstärkt. Die Seh- und Sprechstörung habe sich nach drei Stunden zurückgebildet. Die Pelzigkeit hätte jedoch angehalten. Eine Duplexuntersuchung vom gleichen Tag zeigte einen distalen Arteria carotis interna (ACI)-Verschluss rechts. Im Transkraniellen Doppler fanden sich erhöhte Flüsse über der rechten Arteria cerebri anterior und der distalen ACI. Eine Magnetresonanztomographie von Kopf und Hals inklusive Gefäßdarstellung konnte eine Carotisdissektion rechts im distalen, extrakraniellen, präpetrösen Segment mit längerstreckigem Verschluss der ACI rechts bei kleinen, frischen, kortikalen Ischämien in Inselrinde und Gyrus postzentralis rechts nachweisen. Unter nachfolgender Antikoagulation kam es im Verlauf zu einer kompletten Rückbildung der neurologischen Ausfälle. Ein Bagatelltrauma ließ sich retrospektiv nicht eruieren.

Schlussfolgerung: Bei einer Migräne mit prolongierter Aura muss differentialdiagnostisch neben einem migränösen Infarkt auch an eine spontane Dissektion gedacht werden. Aus diesem Grunde sollte bei diesen Patienten umgehend eine Duplexsonographie durchgeführt werden.