Ein 45-jähriger Patient erlitt einen erstmaligen generalisierten epiletptischen Anfall,
die im Anschluss durchgeführte neurologische Untersuchung war unauffällig. Komplizierend
zeigten sich im Elektrokardiogramm Erregungsrückbildungsstörungen, ein erhöhtes Troponin
T im Plasma und eine echokardiographisch eingeschränkte linksventrikuläre Funktion,
ohne dass angiographisch eine koronare Herzkrankheit oder koronare Vasospasmen nachzuweisen
waren, jedoch ein kugelig veränderter, ballonierter linker Ventrikel mit deutlich
eingeschränkter Ejektionsfraktion. Im Verlauf kam es zu einer vollständigen Rückbildung
der kardialen Befunde auch nach Absetzen kardioprotektiver Medikation. Als Ursache
des epileptischen Anfalls ließ sich ein hirneigener astrozytärer Tumor rechtstemporal
in der zerebralen Kernspintomographie darstellen.
Der Fallbericht dokumentiert das seltene Auftreten einer passageren linkskardialen
Dysfunktion mit den typischen Kriterien einer Stress-Kardiomyopathie nach einmaligem
epileptischem Anfall ohne Nachweis einer entzündlichen oder durch eine koronare Makroangiopathie
bedingten Ursache. Vergleichbar erscheint diese Kardiomyopathie dem Tako-Tsubo-Syndrom,
einer außerhalb Japans bislang selten beschriebenen Kardiomyopathie mit mehr apikal
betonter Ventrikelakinese, die auch durch psychophysische Stressoren ausgelöst werden
kann und eine ebenfalls günstige Prognose aufweist.
Während kardiale Komplikationen nach kritischen neurologischen Erkrankungen wie Subarachnoidalblutungen
oder Serien epileptischer Anfälle gut bekannt sind, ist die Manifestation einer dem
Tako-Tsubo-Syndrom vergleichbaren Stress-Kardiomyopathie nach einem einzelnen epileptischen
Anfall bislang kaum beschrieben.
Die Koinzidenz der neurologischen Akuterkrankung mit den kardialen Befunden ist dabei
nicht nur ein elektrophysiologischen Phänomen, sondern wahrscheinlich Ausdruck einer
zentralnervös sympathikoton und neuroendokrin verursachten myokardialen Schädigung.
Die Kasuistik zeigt einmal mehr die enge Beziehung zwischen Herz und Gehirn: Wenn
nach einem epileptischen Anfall eine Kardiomyopathie auftritt, sollte an die Möglichkeit
einer transienten Stresskardiomyopathie gedacht werden und die Notwendigkeit der weiteren
neurologischen Diagnostik – in unserem Fall der Nachweis eines symptomatischen Hirntumors
– nicht vernachlässigt werden.