Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P421
DOI: 10.1055/s-2007-987692

Klinische Präsentation eines chronischen Subduralhämatoms als rezidivierende Transitorische Ischämische Attacken

B Kusnik 1
  • 1Würzburg

Fallbericht: Eine 64-jährige Frau wurde über die Notaufnahme zugewiesen. Sie berichtete, dass sie in den Tagen zuvor wiederholt passagere Paresen und Sensibilitätsstörungen des linken Armes, z.T. auch des linken Beines gehabt hatte. Andere neurologische Symptome (insbesondere Kopfschmerzen) waren nicht aufgetreten. Ein Kopftrauma oder Sturz wurden verneint.

In der neurologischen Untersuchung bot sich ein unauffälliger Befund.

Klinisch bestand somit die Verdachtsdiagnose rezidivierender Transitorischer Ischämischer Attacken (TIAs).

In der kraniellen Computertomographie zeigte sich ein 1,5cm breites chronisches Subduralhämatom (SDH) rechts (siehe Abb.1 und 2).

Bei nochmaliger Anamneseerhebung erinnerte die Patientin, dass sie ca. zwei Monate zuvor beim Skifahren gestürzt und mit dem Kopf heftig auf die Skipiste aufgeprallt war.

Dieses Kopftrauma muss als Ausgangspunkt des chronischen SDH angesehen werden, das sich nun zwei Monate später klinisch wie rezidivierende TIAs manifestierte.

Wir verlegten die Patientin in die örtliche Neurochirurgische Klinik. Sie wurde noch am selben Tag operiert und sieben Tage später in beschwerdefreiem Zustand nach Hause entlassen.

Fälle eines chronischen SDH als Ursache scheinbarer rezidivierender TIAs sind beschrieben [1,2]. Pathophysiologisch werden als Ursache der passageren neurologischen Ausfälle direkte mechanische Effekte des Hämatoms, eine temporäre Perfusionsminderung benachbarter Gefäße und epileptische Phänomene durch Reizung umliegender Neuronen diskutiert [1,2].

Schlussfolgerungen: Der vorliegende Fall zeigt, dass auch bei klinisch scheinbar eindeutigen TIAs als Ursache rezidivierender passagerer neurologischer Ausfälle eine umgehende cerebrale Bildgebung immer erforderlich ist, um eine intrakranielle Blutung nicht zu übersehen. Dem widerspricht leider die immer noch häufig zu beobachtende Versorgungsrealität, in der bei neurologischen Ausfällen im Sinne eines Schlaganfalls oder einer TIA eine cerebrale Bildgebung im ambulanten Behandlungsumfeld erst verzögert oder überhaupt nicht durchgeführt wird. Sogar eine Behandlung mit Thrombozytenaggregationshemmern wird oftmals ohne vorherige cerebrale Bildgebung eingeleitet, was in solchen Fällen wie dem beschriebenen fatale Konsequenzen haben kann.

Literatur:

1. Khealani B et al. (1999): Chronic subdural hematoma presenting with transient ischaemic attacks – a case report. Ann Acad Med Singapore; 28: 861–862

2. Nicoli F et al. (1990): Chronic subdural hematoma and transient neurologic deficits. Rev Neurol; 146: 256–263