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DOI: 10.1055/s-2007-987681
Neurale Korrelate des Risiko-Entscheidungsverhaltens: eine Studie mit funktioneller Kernspintomographie
Fragestellung: Einige Studien mit hirngeschädigten Patienten deuten darauf hin, dass der orbitofrontale/ventromediale präfrontale Cortex eine entscheidende Rolle bei Entscheidungsprozessen spielt, insbesondere dann, wenn Kontingenzen zwischen Handlungsoptionen und Konsequenzen nicht bekannt sind und anhand vorheriger Rückmeldungen erschlossen werden müssen (Entscheidungen unter Ambiguität). Allerdings ist bislang wenig bekannt über die neuralen Korrelate von Entscheidungen unter Risikobedingungen, bei denen Informationen über Konsequenzen (Gewinne/Verluste) und ihre Wahrscheinlichkeiten explizit sind. Dies ist Gegenstand der vorliegenden Studie.
Probanden/Methoden: Mittels funktioneller Kernspintomographie wurden Änderungen des BOLD-Signals beim Lösen einer Entscheidungsaufgabe mit expliziten Informationen über potentielle Gewinne/Verluste und deren Wahrscheinlichkeiten bei 12 hirngesunden Probanden (6 Frauen, mittleres Alter=62,33, SD=4,81) untersucht und mit Aktivierungen bei einer Kontrollbedingung ohne Informationen über potentielle Gewinne/Verluste verglichen. Im Unterschied zu früheren Studien wurde den Probanden keine Rückmeldung in Form der angezeigten Gewinne/Verluste nach einer Entscheidung gegeben, um den Einfluss der Verarbeitung solcher Rückmeldungen auf weitere Entscheidungen auszuschließen.
Ergebnisse: Die Integration von Informationen über Wahrscheinlichkeiten und potentielle Gewinne/Verluste vor dem Treffen einer Entscheidung führte im Vergleich zur Kontrollbedingung zu bilateralen Aktivierungen im dorsolateralen präfrontalen Cortex, im posterioren Parietallappen, im anterioren cingulären Cortex sowie unilateral im rechten Gyrus lingualis (alle aktivierten Cluster ≥169 Voxel, alle Z≥3,8, alle korrigierten p<0,05).
Schlussfolgerung: Bei Entscheidungen unter Risikobedingungen, bei denen Informationen über Wahrscheinlichkeiten und potentielle Gewinne/Verluste explizit sind, sind Regionen aktiviert, die insbesondere mit exekutiven Funktionen (vorrangig der dorsolaterale präfrontalen Cortex) assoziiert sind. Darüber hinaus werden Aktivierungen im anterioren cingulären Cortex aber auch mit der Detektion von Konflikten zwischen konkurrierenden Alternativen in Verbindung gebracht. Zusätzlich spiegeln die Aktivierung im posteriorer Parietallappen möglicherweise arithmetische Prozesse bei der Integration der gegebenen Informationen wider.