Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P393
DOI: 10.1055/s-2007-987664

Riechfunktion beim Morbus Parkinson

J Brix 1, A Janzen 1, U Bogdahn 1, B Winner 1, J Winkler 1
  • 1Regensburg

Einleitung: Riechstörungen werden bei der Mehrzahl der Patienten mit Morbus Parkinson beobachtet und treten schon sehr früh im Krankheitsverlauf auf. Obwohl sie von den Patienten oft nicht wahrgenommen werden, sind sie meist schwerwiegend. Weniger bekannt ist die Korrelation der Riechstörung mit dem Schweregrad der Erkrankung sowie anderen Begleitsymptomen.

Methoden: Es wurden 51 Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom in verschiedenen Schwergraden (HY I-IV) und 23 gesunde Vergleichspersonen mit dem „Sniffin Sticks“ Riechtest hinsichtlich der Riechdiskrimination und -identifikation untersucht. Außerdem wurde die Erkrankungsdauer, die motorische Behinderung sowie weitere Begleitsymptome in dieser Population erfasst.

Ergebnisse: Anhand der Riechskala erreichten Parkinsonpatienten bei 32möglichen Punkten (Identifikation 16/Diskrimination 16) im Mittel nur 16,3 Punkte (7,8/8,5), hingegen Kontrollpersonen 26,0 Punkte (13,8/12,4). Diese Differenz ist hochsignifikant. Die Hälfte der Patienten beklagte jedoch subjektiv nur einen verminderten Geruchssinn. Der Riechtest ergab hingegen, dass 93% der Patienten hyp- bzw. anosmisch sind. Das Ausmaß der Riechstörung korrelierte nicht zu Erkrankungsdauer, zum UPDRS-Score (motorischer Teil), einer Körperseite bzw. zu einem Erkrankungstypus (Äquivalenz, rigid akinetisch, tremordominant). Weiterhin korrelierte die Riechstörung nicht mit Symptomen wie Schlafstörungen, Depression und einer Reihe von autonomen Störungen (orthostatische Hypotension, Obstipation, Blasenstörung). Eine Subgruppe von Patienten mit STN Stimulation zeigte keine veränderte Riechfunktion im Vergleich zu nicht-stimulierten Parkinsonpatienten. Die gestörte Riechfunktion korrelierte ausschließlich mit dem Patientenalter und dem Hoehn&Yahr-Stadium.

Zusammenfassung: Riechstörungen treten bei Patienten mit M. Parkinson in mehr als 90% der Fälle auf und werden subjektiv nicht wahrgenommen. Die gestörte Riechfunktion korreliert mit dem Erkrankungsstadium und dem Alter der Patienten. Aufgrund der fehlenden Korrelation zu einer Vielzahl von Kardinalsymptomen sowie neuropsychiatrischen/autonomen Störungen erscheint die Riechstörung eine unabhängige und sehr früh auftretende sensorische Störung beim M. Parkinson zu sein.