Einleitung: Riechstörungen werden bei der Mehrzahl der Patienten mit Morbus Parkinson beobachtet
und treten schon sehr früh im Krankheitsverlauf auf. Obwohl sie von den Patienten
oft nicht wahrgenommen werden, sind sie meist schwerwiegend. Weniger bekannt ist die
Korrelation der Riechstörung mit dem Schweregrad der Erkrankung sowie anderen Begleitsymptomen.
Methoden: Es wurden 51 Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom in verschiedenen Schwergraden
(HY I-IV) und 23 gesunde Vergleichspersonen mit dem „Sniffin Sticks“ Riechtest hinsichtlich
der Riechdiskrimination und -identifikation untersucht. Außerdem wurde die Erkrankungsdauer,
die motorische Behinderung sowie weitere Begleitsymptome in dieser Population erfasst.
Ergebnisse: Anhand der Riechskala erreichten Parkinsonpatienten bei 32möglichen Punkten (Identifikation
16/Diskrimination 16) im Mittel nur 16,3 Punkte (7,8/8,5), hingegen Kontrollpersonen
26,0 Punkte (13,8/12,4). Diese Differenz ist hochsignifikant. Die Hälfte der Patienten
beklagte jedoch subjektiv nur einen verminderten Geruchssinn. Der Riechtest ergab
hingegen, dass 93% der Patienten hyp- bzw. anosmisch sind. Das Ausmaß der Riechstörung
korrelierte nicht zu Erkrankungsdauer, zum UPDRS-Score (motorischer Teil), einer Körperseite
bzw. zu einem Erkrankungstypus (Äquivalenz, rigid akinetisch, tremordominant). Weiterhin
korrelierte die Riechstörung nicht mit Symptomen wie Schlafstörungen, Depression und
einer Reihe von autonomen Störungen (orthostatische Hypotension, Obstipation, Blasenstörung).
Eine Subgruppe von Patienten mit STN Stimulation zeigte keine veränderte Riechfunktion
im Vergleich zu nicht-stimulierten Parkinsonpatienten. Die gestörte Riechfunktion
korrelierte ausschließlich mit dem Patientenalter und dem Hoehn&Yahr-Stadium.
Zusammenfassung: Riechstörungen treten bei Patienten mit M. Parkinson in mehr als 90% der Fälle auf
und werden subjektiv nicht wahrgenommen. Die gestörte Riechfunktion korreliert mit
dem Erkrankungsstadium und dem Alter der Patienten. Aufgrund der fehlenden Korrelation
zu einer Vielzahl von Kardinalsymptomen sowie neuropsychiatrischen/autonomen Störungen
erscheint die Riechstörung eine unabhängige und sehr früh auftretende sensorische
Störung beim M. Parkinson zu sein.