Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P391
DOI: 10.1055/s-2007-987662

Differentielle Effekt von tiefer Hirnstimulation des Nucleus subthalamicus, Prämotor rTMS und L-DOPA auf UPDRS und die kortikale Silent Period bei fortgeschrittenem Morbus Parkinson

U Hidding 1, T Bäumer 1, S Zittel 1, J Kroeger 1, HR Siebner 1, C Gerloff 1, A Münchau 1
  • 1Hamburg, Kiel

Hintergrund: Parallel zu der motorischen Besserung nach Gabe von L-Dopa ist beim M. Parkinson (MP) eine Normalisierung, einer verkürzten kortikalen Silent period (SP) beschrieben. Ähnliche Effekte auf die SP traten bei MP nach rTMS über dem dorsalen prämotorischen Kortix (dPM) und nach Stimulation des Nucleus subthalamicus (STN) auf. Offen ist, ob die unterschiedlichen Interventionen sich in gleicher Weise auf das motorische System auswirken.

Ziel: Intraindividueller longitudinaler Vergleich der Effekte von L-Dopa, 1Hz rTMS über dem dPM oder einer Stimulation des STN auf die SP und UPDRS (Teil 3) bei MP vor und nach Implantation von STN Elektroden.

Methode: 10 Patienten mit fortgeschrittenem MP wurden vor und nach Implantation von STN Elektroden an je 2 Tagen untersucht. Es wurde der UPDRS Teil 3 und die SP zur stärker betroffenen Hand (M. interosseus dorsalis manus I) bestimmt (Vorinnervation mit 20% der Maximalkraft, Intensität 150% der Ruheschwelle). Messungen wurden jeweils vor und nach den Interventionen vorgenommen. Prä-operativ wurde an Tag 1 L-Dopa verabreicht und an Tag 2 der dPM für 20min mit 1Hz und einer Intensität von 80% der aktiven motorischen Schwelle mittels rTMS stimuliert und anschließend L-Dopa gegeben. Postoperativ wurde an Tag 3 zunächst der Effekt der Tiefenhirnstimulation und im Anschluss der einer L-Dopa-Einnahme untersucht, an Tag 4 umgekehrt erst der Effekt von L-Dopa und darauf der der rTMS getestet.

Ergebnisse: Die SP und der UPDRS vor den jeweiligen Interventionen an Tag 1–4 unterschieden sich nicht, ebenso findet sich kein Effekt und durch die Implantation der Elektroden per se (Abb.1). L-Dopa führte zu allen Zeitpunkten zu einer Verlängerung der SP und einen Besserung des UPDRS (Abb.2). rTMS führte zu einer signifikanten Verlängerung der SP jedoch nicht zu einer Besserung des UPDRS. Hingegen führt die STN Stimulation zu einer Besserung des UPDRS jedoch nicht zu einer signifikanten Verlängerung der SP (Abb.3).

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit fortgeschrittenem MP führt die Gabe von L-Dopa sowohl zu einer klinischen Besserung als auch Normalisierung der SP, eine rTMS des dPM zu einer Verlängerung der SP ohne klinische Besserung und die Tiefenhirnstimulation des STN zu einer klinischen Besserung ohne signifikante Änderung der SP. Dies legt nahe, dass klinische Besserung und SP Normalisierung nicht kausal verknüpft sind, vielmehr Effekte an unterschiedlichen Stellen im motorischen System bei M. Parkinson widerspiegeln.

Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3