Aktuelle Neurologie 2007; 34 - M348
DOI: 10.1055/s-2007-987620

Mechanismen der endogenen Schmerzmodulation untersucht mit fMRT

U Bingel 1
  • 1Hamburg

Die Wahrnehmung von Schmerz ist keine 1:1 Übersetzung der Aktivierung peripherer Nozizeptoren, sondern unterliegt einer ausgeprägten spinalen, bulbären und kortikalen Modulation. Somit hängen sowohl die Verarbeitung nozizeptiver Information (Schmerzverarbeitung) als auch die Schmerzwahrnehmung, im Gegensatz zu anderen Sinnesmodalitäten, ausgesprochen stark vom situativen Kontext ab. Hierzu zählen z.B. Einflüsse von Aufmerksamkeit, Erwartung und Stress. Die Plazeboanalgesie, ist eines der eindrücklichsten Beispiele einer solchen Schmerzmodulation durch kognitive Prozesse.

Mithilfe der funktionellen Bildgebung (PET und fMRT) ist es gelungen, die zentralnervösen Mechanismen der Plazeboanalgesie zu entschlüsseln:

Sowohl PET (Petrovic et al. 2002) als auch fMRT Untersuchungen dokumentieren eine Aktivierung des rostralen anterioren Cingulums (rACC) während der Plazeboanalgesie. Darüber hinaus kommt es zu einer rACC vermittelten Rekrutierung eines subkortikalen Netzwerkes wie dem PAG und der Amygdala, beides Strukturen die bekannt sind für ihre Beteiligung am opiatabhängigen endogenen antinozizeptiven System. Die Bedeutung des endogenen Opiatsystems für die Plazeboanalgesie ist mittlerweile durch pharmakologische Interventionsstudien mit Naloxon, als auch eine Studie mit Opiatliganden-PET (Zubieta et al. 2005) belegt.

Das Netzwerk aus rACC und subkortikalen Strukturen scheint auch für andere Formen der kognitiven Schmerzmodulation wie z.B. durch Aufmerksamkeit oder Erwartungshaltung eine wesentliche Rolle zu spielen.

Der Vortrag vermittelt einen Überblick über die aktuellen Befunde der funktionellen Bildgebung sowie daraus resultierender Modelle zu den Mechanismen der kognitiv vermittelten Schmerzmodulation.