Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V343
DOI: 10.1055/s-2007-987615

Chronisch progressive externe Ophthalmoplegie: Phänotypische Unterschiede zwischen Patienten mit singulären und multiplen Deletionen der mitochondrialen DNA

M Deschauer 1, V Bau 1, C Clajus 1, A Rokicka 1, M Wendt 1, ME Kornhuber 1, S Zierz 1
  • 1Halle

Bei der chronisch progressiven externen Ophthalmoplegie (CPEO) findet sich häufig nicht nur eine Schwäche der Augen- und Extremitätenmuskeln sondern auch eine multisystemische Symptomatik u.a. mit Retinopathie, kardialen Reizleitungsstörungen und Störung von zentralem und peripherem Nervensystem. Meist können bei der CPEO Deletionen der mitochondrialen DNA (mtDNA) nachgewiesen werden, wobei man zwischen singulären Deletionen, die in der Regel sporadisch auftreten, und multiplen Deletionen mit autosomaler Vererbung unterscheiden kann. Den multiplen Deletionen können verschiedene nukleäre Defekte zugrunde liegen. Bislang ist nicht klar, ob der Phänotyp der CPEO davon abhängt, ob eine singuläre Deletion vorliegt oder multiple Deletionen vorliegen.

Methoden: Wir haben 33 CPEO-Patienten mit Deletionen der mtDNA (singuläre Deletionen n=19; multiple Deletionen n=14) untersucht. Der Nachweis der mtDNA-Deletionen erfolgte mittels Southern-Blot-Analyse und Long-Range-PCR. Nukleäre Gendefekte wurden bei drei Patienten mit multiplen Deletionen nachgewiesen. Zur Erfassung einer multisystemischen Beteiligung wurden alle Patienten neurologisch, ophthalmologisch und allgemein-klinisch untersucht. Ferner erfolgten EKG, Elektroneurographie und EMG.

Ergebnisse: Eine Retinopathie fand sich bei 7/19 Patienten mit einer singulären Deletion während keiner der 14 Patienten mit multiplen Deletionen eine Retinopathie aufwies. Eine sensible Polyneuropathie mit sensibler Ataxie sowie neurographischen Zeichen einer axonalen sensiblen Neuropathie fand sich bei 11/14 Patienten mit multiplen Deletionen während nur 2/19 Patienten mit singulären Deletionen solche Veränderungen aufwiesen. Im EKG fanden sich Reizleitungsstörungen bei 7/19 Patienten mit singulären Deletionen und bei 1/13 Patienten mit multiplen Deletionen.

Schlussfolgerung: Es gibt phänotypische Unterschiede zwischen CPEO-Patienten mit singulären und multiplen Deletionen der mitochondrialen DNA. Eine Retinopathie ist bei 1/3 der Patienten mit singulären Deletionen nicht aber bei Patienten mit multiplen Deletionen zu finden. Bei 1/3 der Patienten mit singulären Deletionen finden sich auch kardiale Reizleitungsstörungen, während diese bei Patienten mit multiplen Deletionen selten sind. CPEO-Patienten mit multiplen Deletionen weisen hingegen viel häufiger eine sensible Polyneuropathie auf als Patienten mit singulären Deletionen.