Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V293
DOI: 10.1055/s-2007-987598

Die abdominale Adipositas ist mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko assoziiert

Y Winter 1, S Rohrmann 1, J Linseisen 1, O Lanczik 1, PA Ringleb 1, J Hebebrand 1, T Back 1
  • 1Stuttgart, Heidelberg, Mannheim, Essen, Arnsdorf

Ziel: Für die koronare Herzkrankheit ist die Bedeutung des viszeralen Fetts als Risikofaktor inzwischen sehr gut belegt. Jedoch liegen nur wenige Daten zur abdominalen Adipositas als zerebrovaskulärer Risikofaktor vor. Die vorliegende Fallkontrollstudie untersucht deshalb den Zusammenhang zwischen Adipositasmarkern und dem Schlaganfallrisiko.

Methoden und Patienten: In die Studie wurden 379 konsekutive Patienten mit den Diagnosen ischämischer Hirninfarkt (n=302), transitorisch ischämische Attacke (n=41) und intrazerebrale Blutung (n=36) eingeschlossen. Als Adipositasmarker wurde der body mass index (BMI) bestimmt, sowie der Bauch- und Hüftumfang gemessen, um die waist-to-hip ratio (WHR) als Marker des viszeralen Fetts zu berechnen. Aus einer regionalen Kohorte von Kontrollpersonen ohne zerebrovaskuläre Krankheit wurden pro Indexpatient 2 alters- und geschlechtsgematchte Kontrollen gezogen (n=758). Die Häufigkeit vaskulärer Risikofaktoren wurde verglichen und für statistisch signifikant unterschiedliche Faktoren adjustiert. Die Statistik erfolgte mittels logistischer Regressionsanalyse.

Ergebnisse: Das mittlere Alter betrug zwischen 65 und 68 Jahren. Zerebrovaskuläre Patienten hatten einen moderat, aber signifikant höheren BMI als Kontrollen (Männer: 28,0±3,7 vs. 27,1±3,7kg/m2; Frauen: 28,6±6,5 vs. 26,1±4,5kg/m2; p<0,005). Die mittlere WHR war bei den Fällen sehr deutlich erhöht: bei Männern von 0,95 (Kontrollen) auf 1,00; bei Frauen von 0,82 (Kontrollen) auf 0,93 (jeweils p<0,0001). Die Risikofaktoren Hypertonie, Diabetes, Rauchen und körperliche Inaktivität waren in der Patientengruppe signifikant häufiger. Nach Adjustierung für diese Faktoren ergab die Regressionsanalyse eine signifikante Assoziation zwischen WHR, Bauchumfang und Schlaganfallrisiko. So haben Männer mit einem Bauchumfang >102cm ein 3,7fach erhöhtes Schlaganfallrisiko (95% CI 2,2–6,2) und Frauen mit einem Bauchumfang >88cm ein 4,5fach erhöhtes Risiko (95% CI 2,1–9,5). Eine WHR ≥1,0 (Männer) bzw. ≥0,85 (Frauen) erhöht das Risiko für Schlaganfall signifikant um den Faktor 5,8 (Männer) bzw. den Faktor 7,8 (Frauen). Übergewicht (BMI>25kg/m2) war dagegen nur bei Männern mit einer Risikoerhöhung um das 1,7fache assoziiert.

Zusammenfassung: Vorliegende Fallkontrollstudie mit 379 zerebrovaskulär Erkrankten und 758 Kontrollpersonen konnte das abdominale Fettverteilungsmuster als unabhängigen Risikofaktor für Schlaganfall sichern.

Die Studie wurde im Rahmen des NGFN-2 vom BMBF gefördert.