Aktuelle Neurologie 2007; 34 - M289
DOI: 10.1055/s-2007-987594

Body Mass Index und volumetrische Unterschiede des zerebralen Kortex

T Duning 1, H Wersching 1, H Lohmann 1, M Deppe 1, S Knecht 1
  • 1Münster

Fragestellung: Übergewicht führt zu einer Vielzahl von Organschäden und ist ein Risikofaktor für Demenz und andere neurodegenerative Erkrankungen. Unbekannt ist, ob Übergewicht auch strukturelle Veränderungen des Gehirns verursacht. In folgender Studie untersuchten wir mittels Voxel-basierter Morphometrie (VBM), ob und in welchem Ausmaß ein erhöhtes Körpergewicht mit regionalen hirnmorphologischen Veränderungen einhergeht.

Methoden: Mit einem 3 Tesla MR-System (Gyroscan Intera T30, Philips, NL) wurden T1-gewichtete 3D-Datensätze (1mm isotrope Voxelkantenlänge) von 78 übergewichtigen Probanden (BMI >29) und 100 normalgewichtigen (BMI <25) Kontrollpersonen aufgenommen. Die Gruppen unterschieden sich nicht signifikant in Blutdruck, Cholesterin, HBA1c, Alkohol- und Zigarettenkonsum, Geschlecht, Alter oder Bildung. Wir verglichen die Gruppen mittels VBM mit SPM2 (Statistical Parametric Mapping).

Ergebnisse: Verglichen mit den Normalgewichtigen hatten die Übergewichtigen eine signifikant reduzierte Dichte der grauen Substanz frontomesial, temporal beidseits und symmetrisch um den Sulcus centralis. Eine anschließende neuropsychologische Testung der Probanden ergab eine signifikant schlechtere Leistung in Tests der verbalen Lern- und Merkfähigkeit für die Gruppe der Übergewichtigen.

Schlussfolgerungen: In dieser Studie waren Bereiche des Gehirns bei Übergewichtigen verändert, die an Kognition, Sprache und Bewegungsplanung beteiligt sind. Zudem zeigten Übergewichtige signifikant schlechtere neuropsychologische Testwerte. Zu spekulieren wäre, ob hirnanatomische Gegebenheiten, ggf. vermittelt durch kognitive Fähigkeiten, ursächlich zu Übergewicht beigetragen haben.