Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V262
DOI: 10.1055/s-2007-987573

Latenz und andere Charakteristika der Canalolithiasis im fluiddynamischen Modell

S Hegemann 1, C Bockisch 1, D Obrist 1
  • 1Zürich, CH

Die Latenz von Schwindel und Nystagmus ist ein Charakteristikum der Canalolithiasis des posterioren Bogenganges. Alle bisherigen fluiddynamischen Modelle erklären diese Latenz durch die Zeit, welche die Canalithen benötigen, um die Ampulle zu durchqueren, bevor sie in den schmalen Teil des Bogenganges (BG) eintreten. Es wird also postuliert, dass die Canalithen nahe der Cupula ihren Ausgangspunkt haben. Anhand eines dreidimensionalen Modells und von MRI Aufnahmen zeigen wir, dass die Ampulle in aufrechter Kopfposition nicht den tiefsten Punkt des posterioren BG darstellt sondern die Canalithen sich bereits im BG befinden. Mittels Augenbewegungsanalysen (search coil Technik) bei Lagerungsmanövern in einem 3-D Drehstuhl konnten wir nachweisen, dass auch beim Wiederaufrichten und anderen Lagerungsmanövern eine Latenz zu beobachten ist. Wir haben eine einfache mathematische Lösung des Stömungsfeldes in den Bogengängen gefunden und diese mit einem Modell für die Teilchenströmung von Canalithen gekoppelt. Nach unseren Berechnungen ist die maximale Geschwindigkeit der langsamen Phase des Nystagmus proportional zum Gesamtquerschnitt aller Canalithen. Die Latenz nimmt mit Größe und Anzahl der Canalithen ab. Unser Modell erklärt die Latenz im Wesentlichen durch eine postrotatorische Auslenkung der Cupula, welche der Canalithenwirkung initial entgegengerichtet ist.