Veränderungen in der Schlaganfall-Akutversorgung unter DRG-Bedingungen in Deutschland

Hintergrund: Seit dem Jahr 2005 ermöglicht das deutsche DRG-System eine Differenzierung der Schlaganfall-Akutbehandlung. War im Rahmen des DRG-Systems zuvor nur die Zuordnung in die Klassifikation B70B gegeben, kann bei der Schlaganfall-Akutbehandlung nun zwischen der Komplexbehandlung (B70B) und Nicht-Komplexbehandlung (B70E) unterschieden werden. So umfasst der Prozedurenschlüssel für die ‘Neurologische Komplexbehandlung des akuten Schlaganfalls (OPS 8–981) besondere diagnostische und therapeutische Merkmale einschließlich der Möglichkeit zur Fibrinolysetherapie in einem Krankenhaus (KH) mit einer Stroke Unit (SU).

Methode: Um die Veränderungen in der Schlaganfall-Akutversorgung unter DRG-Bedingungen in Deutschland zu evaluieren, wurden die dem InEK (Institut für Entgeltsystem im Krankenhaus) zugesandten Daten 2004–2006 von mehr als 250 KH ausgewertet.

Ergebnisse: Vor Änderung des Klassifikationsschemas (2004) erhielten 6.480 Patienten (34%) im Rahmen der Akutversorgung eine Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) mit und ohne Kontrastmittel. Nach Änderung des Klassifikationsschemas erhielten im Jahr 2005 1.112 (59%) Patienten der Kategorie B70B und 5.971 (34%) der Kategorie B70E eine MRT-Diagnostik. Entsprechend erhielten im Jahr 2006 1.180 (71%) Patienten der Kategorie B70B und 4.613 (27%) Patienten der Kategorie B70E ein MRT. Die Anzahl der Patienten, die im Rahmen der Komplexbehandlung eine Fibrinolysetherapie erhielten, erhöhte sich von 15% in 2005 auf 33% in 2006.

Schlussfolgerungen: Die Weiterentwicklung und Ausdifferenzierung des deutschen DRG-Systems führt in KH mit SU, die die neurologische Komplexbehandlung anbieten, zu einem Zuwachs in der MRT-Diagnostik sowie der Fibrinolysetherapie. Die Differenzierung der Behandlungsform des akuten Schlaganfalls zwischen Komplexbehandlung und Nicht-Komplexbehandlung reflektiert sehr akkurat die Versorgungsprozesse im Rahmen der Schlaganfall-Akutbehandlung in Deutschland.