Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V160
DOI: 10.1055/s-2007-987531

Histamin-Iontophorese und quantitative sensorische Testung zur Differenzierung der C-Faserfunktion bei der Postzosterneuralgie

T Schlereth 1, A Schreiber 1, F Birklein 1
  • 1Mainz

Fragestellung: Für die Entstehung der Postzosterneuralgie (PZN) werden derzeit zwei Mechanismen verantwortlich gemacht. 1. Die PZN vom „irritable nociceptor“ Typ mit Spontanschmerz und Hyperalgesie bei erhaltener sensorischer Funktion auf Grund abnormer Sensibilisierung unmyelinisierter Nozizeptoren. 2. Die PZN vom Deafferenzierungstyp mit Spontanschmerz bei sensorischem Defizit in Folge Degeneration peripherer C-Fasern. Beide Schmerztypen sind von einer Allodynie begleitet. Ziel dieser Untersuchung war es, zu untersuchen, wie mittels quantitativer sensorischer Testung und Histamin-Iontophorese zwischen beiden Typen unterschieden werden kann.

Methoden: In dieser Studie wurden 22 Patienten mit PZN (mittleres Alter 74±1 Jahre) mittels Quantitativer sensorischer Testung (QST) untersucht. Zusätzlich wurde durch Histamin-Iontophorese ein Axonreflexflare ausgelöst. Die Flaregröße wurde mittels Laser-Doppler-Imaging bestimmt. Die Statistik wurde mittels gepaartem T-Test berechnet.

Ergebnisse: In 13 Patienten konnte der Histaminflare gemessen werden. In 9 davon war die Flaregröße auf der betroffenen Seite vermindert (p<0,05), während sie in 4 Patienten unverändert oder sogar vergrößert war.

Die Flaregröße ist abhängig von der Innervationsdichte histamin-sensitiver C-Fasern. Daher sollte eine reduzierte Flaregöße mit einem C-Faserverlust einhergehen im Sinne einer Deafferenzierung. In diesen 9 Patienten war dementsprechend das Temperaturempfinden, das abhängig von der C- Faserfunktion ist (Warmwahrnehmung, p<0,05), aber auch die Kaltwahrnehmung, die abhängig von A delta-Faserfunktion ist, reduziert (p<0,05), während die Funktion myelinisierter Fasern erhalten geblieben ist (mechanische Wahrnehmungsschwelle, mechanische Schmerzschwelle, Vibrationsempfinden, Druckschmerzschwelle, alle n.s.). 5 dieser Patienten mit Deafferenzierungsschmerz wiesen eine mechanische Allodynie auf.

In Patienten mit unverändertem oder vergrößertem Flare war die Temperaturempfindung nicht signifikant reduziert, während die mechanische Schmerzschwelle reduziert war (p=0,06) und jeder Patient eine mechanische Allodynie aufwies. Diese Zeichen einer Sensibilisierung entspricht dem „irritable nociceptor“ Typ.

Schlussfolgerung: Daher sind sowohl die Histamin-Iontophorese als auch die quantitative sensorische Testung geeignet, um zwischen verschiedenen Subtypen der Postzosterischen Neuralgie zu unterschieden.

Unterstützt durch DFG (Bi 579/1, Bi 579/4) und BMBF (DFN-Förderkennzeichen 01EM0506).