Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V155
DOI: 10.1055/s-2007-987526

Klappeninkompetenz der Vena jugularis interna bei Patienten mit benignem Anstrengungskopfschmerz: ein Risikofaktor?

F Doepp 1, JM Valdueza 1, SJ Schreiber 1
  • 1Berlin, Bad Segeberg

Hintergrund: Der Pathomechanismus des benignen Anstrengungskopfschmerz (BAK) ist weitgehend ungeklärt. Physische Anstrengung – der Auslöser des BAK – ist oft mit einem Valsalva-Manöver (VM) verbunden. Durch das VM kommt es zu einem kurzzeitigen Anstieg des intrathorakalen Druckes und in der Folge zu einem Abfall des venösen Rückstroms aus dem Gehirn. Im Falle einer Klappeninkompetenz der Vena jugularis interna (KI-VJI) kommt es unter VM zu einem retrograden venösen Blutfluss mit verstärktem Anstieg des intrakraniellen Druckes. Ziel unserer Studie war es, die KI-VJI-Prävalenz bei Patienten mit BAK duplexsonographisch zu untersuchen.

Methode: 17 Patienten (14Männer, 3 Frauen, Alter 42±13 Jahre) mit BAK gemäß den Kriterien der internationalen Kopfschmerzgesellschaft und 40 Kontrollpersonen (22Männer, 18 Frauen, Alter 45±5 Jahre) wurden untersucht. Die Messungen wurden beidseits im Liegen zunächst unter Spontanatmung und anschließend während eines VM (Dauer >5s) vorgenommen. Im Triplex-Modus wurden gleichzeitig das Gefäßlumen der V. jugularis int. (VJI) im Längsschnitt und das Flusssignal ca. 2cm oberhalb der Venenklappe kontinuierlich beschallt (Toshiba, Power Vision 6000). Ein suffizientes VM zeichnete sich durch eine deutliche Zunahme des Gefäßdurchmessers aus. Die KI-VJI wurde definiert als retrograder Fluss in der VJI während wiederholter VM.

Ergebnisse: Die Untersuchung gelang bei allen Personen. 12 von 17 Patienten mit BAK (71%) und 8 von 40 Probanden (20%) wiesen eine KI-VJI auf (signifikanter Unterschied: p=0,0005, two-sided Fisher's Exact Test). Eine KI-VJI lag bei 8 Patienten auf der rechten und bei jeweils 2 Patienten auf der linken bzw. beiden Seiten vor. Bei Patienten mit asymmetrischer Drainage (dominante rechte VJI: n=8; dominante linke VJI: n=1; symmetrische Drainage: n=8) fand sich die Klappeninkompetenz stets auf der dominanten Seite.

Schlussfolgerung: Unsere Untersuchungen zeigen eine signifikant höhere Prävalenz einer KI-VJI bei Patienten mit BAK im Vergleich zu Kontrollpersonen. Dies könnte darauf hindeuten, dass ein kurzzeitig retrograder Fluss in der VJI bei Patienten mit KI-VJI die intrakranielle venöse Kongestion verstärkt und eine Bedeutung in der Pathophysiologie des BAK haben könnte. Möglicherweise stellt die KI-VJI einen Risikofaktor für die Entstehung eines BAK dar.