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DOI: 10.1055/s-2007-987514
Strukturelle und funktionelle zerebrale Veränderungen bei Patienten mit essentiellem Tremor
Patienten mit einem essentiellen Tremor (ET) können in zwei Gruppen gegliedert werden: Patienten mit einem posturalen Tremor (ET-PT) und Patienten mit einem zusätzlichen Intentionstremor (ET-IT). Derzeit wird eine zerebelläre Dysfunktion, welche zu einer Störung innerhalb der kortikozerebellothalamischen Schleife führt, als Ursache der Symptome angesehen. Ob eine Neurodegeneration die Ursache der Erkrankung ist, bleibt umstritten. Wir untersuchten Patienten mit ET-IT und ET-PT mit der voxelbasierten Morphometrie (VBM) und funktioneller Kernspintomographie (fMRT) um 1. nach einer Atrophie als Hinweis für eine Degeneration zu fahnden, 2. unterschiedliche strukturelle Merkmale zwischen den ET-Gruppen zu identifizieren und 3. eine funktionelle Reorganisation der ET Patienten zu suchen, welche bei einer einfachen Tappingaufgabe durch die Dysfunktion der kortikozerebellothalamischen Schleife hervorgerufen werden sollte. Bei 27 Patienten (14 ET-PT, 13 ET-IT) sowie 27 nach Geschlecht und Alter gematchten Probanden führten wir eine VBM der Hirnsubstanz basierend auf hochauflösenden T1-gewichteten MRT-Sequenzen durch. Zudem untersuchten wir die Hirnaktivierung bei einer einfachen Tappingaufgabe. Es ließen sich keine signifikanten Unterschiede in der Dichte der grauen und weißen Substanz zwischen ET-Patienten und Kontrollpersonen nachweisen. Der Vergleich beider Patientenuntergruppen jedoch zeigte eine relative Zunahme in der Dichte der grauen Substanz beiderseits im Bereich des temporoparietalen Übergangs und des rechten Gyrus occipitalis medialis. Die fMRT Untersuchung zeigte bei den gesunden Probanden eine charakteristische Hirnaktivierung einer motorischen Aufgabe (Aktivierung des ipsilateralen Zerebellums, M1 kontralateral und der SMA). Die ET-PT Patienten aktivierten zudem das kontralaterale Zerebellum und die ET-IT Patienten aktivierten darüber hinaus die Anteile des ipsilateralen prefrontalen Kortex. Diese Studie lässt folgende Schlussfolgerungen zu: 1. Die VBM Untersuchung ergab keine Hinweise für einen neurodegenerativen Prozess. 2. ET-IT Patienten zeigen eine relative Vermehrung der grauen Substanz in Hirnarealen, die in visuell-räumliche Verarbeitungsprozesse involviert sind. 3. Auf funktioneller Ebene rekrutierten Patienten mit ET-PT und insbesondere Patienten mit ET-IT kompensatorisch zusätzliche Areale des motorischen Systems, um eine gesunder Probanden entsprechende motorische Leistung zu erzielen.