Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V99
DOI: 10.1055/s-2007-987495

Thrombolyse bei Tandem-Verschluss der A. carotis interna und A. cerebri media: klinischer Verlauf und MRT-Läsionsvolumina im Vergleich zu isoliertem A. cerebri media-Verschluss

AC Krützelmann 1, S Siemonsen 1, C Gerloff 1, M Rosenkranz 1, J Röther 1, J Fiehler 1, G Thomalla 1
  • 1Hamburg, Minden

Hintergrund: Die Effektivität intravenöser Thrombolyse mit tPA (IV-tPA) bei Patienten mit einem Tandem-Verschluss der A. carotis interna (ACI) und A. cerebri media (ACM) wird kontrovers diskutiert. Wir haben den klinischen Verlauf, die Rekanalisationsrate und MRT-Läsionsvolumina bei Tandem-Verschluss untersucht und mit denen bei isoliertem ACM-Verschluss verglichen.

Methoden: Patienten mit MR-angiographisch gesichertem Verschluss des ACM-Hauptstamms mit oder ohne zusätzlichem Verschluss der extracraniellen ACI (Tandem-Verschluss) wurden innerhalb von 6h MRT-basiert mit IV-tPA behandelt. Läsionsvolumina im diffusionsgewichteten (DWI) und Perfusionsbild (PI) wurden berechnet. Die Rekanalisation der ACM wurde anhand der MR-Angiographie nach 24h eingeschätzt, das endgültige Infarktvolumen wurde 5–7 Tage nach dem Ereignis bestimmt. Das neurologische Defizit bei Aufnahme wurde mithilfe des National Institutes of Health Stroke Scale (NIHSS) eingeschätzt. Zur Beurteilung des klinischen Outcomes nach 90 Tagen wurde die Modified Rankin Scale (MRS) verwendet.

Ergebnisse: Von 38 Patienten mit proximalem ACM-Verschluss hatten n=14 (37%) einen Tandem-Verschluss. Patienten mit Tandem-Verschluss waren etwas jünger (62 vs. 69, p=0,033). Die Zeit bis Beginn der Thrombolyse (Median 195 vs. 165min, p=0,554), NIHSS bei Aufnahme (15 vs. 15, p=0,792), initiale PI-Läsion (246 vs. 246ml, p=0,713) und DWI-Läsion (22 vs. 21ml, p=0,606) waren vergleichbar zwischen Patienten mit Tandem-Verschluss und isoliertem ACM-Verschluss. Es gab keinen Unterschied in der Häufigkeit relevanter Rekanalisation der ACM zwischen beiden Gruppen (42% vs. 50%, p=0,726), auch das endgültige Infarktvolumen war vergleichbar (30 vs. 39ml, p=0,725). Die Anzahl der Patienten mit einem guten Outcome (MRS 0–1) war ebenfalls vergleichbar in beiden Gruppen (50% vs. 47%, p=1,000).

Schlussfolgerung: Bei MR-angiopgraphisch nachgewiesenem proximalem ACM-Verschluss hat ein zusätzlicher Verschluss der extrakraniellen ACI keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der Rekanalisation, das endgültige Infarktvolumen oder das klinische Outcome. Daher scheint es nicht gerechtfertigt, Patienten mit einem Tandem-Verschluss von einer intravenösen Thrombolyse mit t-PA auszuschließen.