Einleitung: Brain-Computer-Interfaces (BCI) können motorische Intentionen eines Probanden oder
Patienten in technische Steuerbefehle übersetzen. Dabei übernimmt im nicht-invasiven
Berliner BCI-Ansatz ein programmierter, selbstlernender “classifier“ die Aufgabe,
in Phasen willentlich initiierter Fingerbewegungen je nach experimentellem Paradigma
Unterschiede z.B. der begleitenden Bereitschaftspotentiale zu erkennen. In einer Meta-Analyse
von Ergebnissen eines Experimentes mit selbst-initiierten Fingerbewegungen analysierten
wir gezielt diejenigen Durchgänge der Probanden, die vom “classifier“ falsch interpretiert
wurden.
Methodik: Sieben gesunde männliche rechtshändige Probanden tippten in drei Blöcken mit unterschiedlicher
Geschwindigkeit in selbstgewählter Reihenfolge mit dem rechten oder linken Zeigefinger
auf eine Computer-Tastatur. Das EEG wurde mit einer 64 Kanal- Kappe (ECI cap) im 10–20
System mit 1000Hz Abtast-Rate und einem Bandpass von 0,05 bis 200Hz (brain products
München) abgeleitet. Ausserdem wurden EMGs der Fingerflexoren sowie horizontale und
vertikale EOGs aufgezeichnet. Die EEG-Daten-Sätze der einzelnen Probanden wurden in
der off-line-Analyse in vier Blöcke mit den Inhalten rechts-richtig-klassifiziert,
rechts-falsch-klassifiziert, links-richtig-klassifiziert und links-falsch-klassifiziert
aufgeteilt und gemittelt.
Resultate: Alle sieben Probanden zeigen in den Mittelungen der richtig klassifizierten Datenblöcke
beider Hände die bekannten, negativen Anstiege des Bereitschaftspotentiales über den
jeweils kontralateralen perizentralen Hirnregionen. In den Datenblöcken falsch klassifizierter
Durchgänge fehlen diese deutlichen Anstiege ganz oder waren nur sehr schwach ausgeprägt.
Dabei ließen sich in der Mehrzahl der Probanden in diesen Durchgängen ipsilateral
im Vergleich zur Gegenseite stärkere negative Anstiege erkennen.
Schlussfolgerungen: Bereitschaftspotentiale sind typischerweise kontralateral dominant lateralisiert.
Fehlklassifikationen einzelner Fingerbewegungen durch einen Classifier, der auf Grundlage
des lateralisierten Bereitschaftspotentials operiert, beruhen offenkundig auf einer
intermittierenden Umkehrung dieser Lateralisierung. Weitere Analysen müssen zeigen,
auf welcher physiologischen Grundlage diese “richtiger-weise“ falsch klassifizierten
Durchgänge zustande kamen. Die Ergebnisse können einer weiteren Verbesserung des “classifiers“
und einer weiteren Reduktion der Fehler-Rate nicht-invasiver BCIs dienen.