Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V58
DOI: 10.1055/s-2007-987467

Das Chemokin CXCL13 als Biomarker für die Neuroborreliose

T Rupprecht 1, V Fingerle 1, C Kirschning 1, U Koedel 1, HW Pfister 1
  • 1München

Einleitung: Die Diagnose der Neuroborreliose (NB) kann aufgrund der vielfältigen Symptomatik eine diagnostische Herausforderung darstellen. Nicht selten gelingt die Abgrenzung zu anderen entzündlichen ZNS-Erkrankungen mit lymphozytärer Liquorpleozytose erst durch den Nachweis eines positiven Borrelien-spezifischen Liquor-Serum-Antikörperindex (AI). Der Nachteil des AI besteht jedoch in der vergleichsweise geringen Sensitivität in frühen Krankheitsstadien (20% falsch negativ innerhalb der ersten zwei Wochen), sowie in der zeit- und kostenaufwändigen Bestimmung.

Ergebnisse: In einer kürzlich veröffentlichen Studie entdeckten wir das Chemokin CXCL13 als vielversprechenden Biomarker für die NB. Während hohe CXCL13-Werte bei der akuten NB im Liquor nachweisbar waren (4,7 bis >500ng/g Gesamtprotein), fand es sich bei keinem Patienten ohne ZNS-Infektion (unterhalb der Nachweisgrenze) und nur geringgradig erhöht bei Patienten mit multipler Sklerose (Mittelwert: 3,2ng/g). Darüberhinaus konnte es bei gepoolten Liquorproben von Patienten mit verschiedenen entzündlichen oder infektiösen ZNS-Erkrankungen nicht nachgewiesen werden. Zudem war CXCL13 bei NB-Patienten bereits in allen initialen Liquorproben, und somit teilweise vor dem AI, erhöht. In einer aktuellen Untersuchung fanden wir ähnlich erhöhte Liquorwerte bei einer weiteren Spirochäten-Erkrankung, der Neuro-Lues. Die Abgrenzung gegenüber der NB war jedoch in 90% der Fälle aufgrund der unterschiedlichen Liquor-Serumquotienten (nur bei NB erhöht) von CXCL13möglich. Bei anschließenden in vitro-Untersuchungen konnten wir zeigen, dass gemeinsame Proteine der Spirochäten, die Pam3Cys-haltigen Lipoproteine, über eine Interaktion mit dem TLR2 Rezeptor der Monozyten die CXCL13 Sekretion induzieren. Die direkte Induktion des Chemokins durch die Spirochäten erklärt, warum CXCL13 bereits sehr früh im Krankheitsverlauf (noch vor dem AI) erhöht ist. Eine Abtötung der Bakterien, z.B. durch Antibiotika, führt dementsprechend zu einem Abfall der CXCL13-Konzentration. Dies konnte in Liquorproben nach erfolgreicher Therapie in vivo bestätigt werden.

Schlussfolgerung: CXCL13 eignet sich nicht nur als früher, sensitiver Marker für die akute NB, sondern kann auch bei differentialdiagnostisch schwierigen Fällen und als Verlaufsparameter bei fehlender klinischer Besserung eingesetzt werden. Die Bestimmung ist mittels ELISA kostengünstig und schnell durchführbar. Prospektive Studien zur Sensitivität und Spezifität sind in Planung.