Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V54
DOI: 10.1055/s-2007-987464

Quantifizierung und Charakterisierung Epstein-Barr-nuclear-antigen-1-spezifischer CD8+ T-Zellen aus dem Liquor cerebrospinalis und peripheren Blut von Patienten mit Multipler Sklerose

H Erdur 1, M Hammer 1, C Meisel 1, C Schönemann 1, KP Wandinger 1, B Rosche 1
  • 1Berlin

Fragestellung: In epidemiologischen Studien wurde das Epstein-Barr-Virus (EBV) mit der Pathogenese der Multiplen Sklerose (MS) in Verbindung gebracht. MS-Patienten weisen bereits Jahre vor Manifestation der Erkrankung erhöhte Antikörpertiter gegen das EBNA-1 Antigen auf. Da die Hauptantwort der CD8+ T-zellulären Immunantwort im Rahmen einer Infektiösen Mononukleose gegen das EBNA-1 Antigen gerichtet sein kann, wäre es denkbar, dass im Rahmen der EBV-Erstinfektion bei MS-Patienten das EBNA-1-spezifische CD8+ T-Zellrepertoire quantitativ und qualitativ geprägt wird. Die Kontrolle der lebenslang latenten EBV-Infektion wird in einem hohen Maße durch CD8+ T-Zellen (CTL) vermittelt, so dass Beeinträchtigungen mit einer vermehrten EBV-Reaktivierung einhergehen würden. Ziel der vorliegenden Untersuchungen ist es, die spezifische Immunität gegen das in der Latenzphase exprimierte EBNA-1-Protein im Liquor und Blut von MS-Patienten zu untersuchen.

Methoden: Im Rahmen der klinischen Diagnostik bei Patienten der neurologischen Klinik der Charité entnommener Liquor bzw. Blut wird mit MHC-I-Pentameren, die mit dem EBNA-1-Peptid HPVGEADYFEY beladen sind, und mit Anti-CD8-Antikörpern inkubiert und durchflusszytometrisch analysiert. Die MHC-I-Multimere entsprechen dem HLA-B-Allel 35. Die HLA-Typisierung erfolgt im Institut für Transfusionsmedizin der Charité. Als Kontrollpersonen dienen Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen sowie gesunde Personen. Die funktionelle Charakterisierung EBNA-1 spezifischer CTL erfolgt aus dem Vollblut mittels durchflusszytometrischer Regressionsanalysen EBV-infizierter B-Zellen.

Ergebnisse: Mithilfe der Pentamer-Technologie lassen sich EBNA-1 spezifische CTL zuverlässig im Liquor von MS-Patienten, nicht aber bei Kontrollpersonen, nachweisen und quantifizieren. Der prozentuale Anteil EBNA-1 spezifischer CTL an der Gesamtpopulation ist bei MS-Patienten im Liquor gegenüber dem Vollblut erhöht. MS-Patienten weisen im Vergleich zu Kontrollen eine höhere Frequenz EBNA-1 spezifischer CTL im Vollblut auf. Bei seriell untersuchten Patienten zeigte sich eine Verringerung des prozentualen Anteils EBNA-1 spezifischer CTL im Rahmen einer Interferontherapie. Unsere vorläufigen Ergebnisse weisen auf Unterschiede in der Verteilung und Häufigkeit EBNA-1 spezifischer CTL bei MS-Patienten hin. Weitere Untersuchungen müssen zeigen, ob EBNA-1 spezifische CTL bei der MS eine pathogenetische Rolle im Rahmen des chronischen Entzündungsprozesses im ZNS spielen.