Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V51
DOI: 10.1055/s-2007-987461

Resistin, Leptin, Adiponectin, Ghrelin in Cerebrospinalflüssigkeit (CSF): Neue Biomarker bei Multipler Sklerose (MS)?

U Meier 1, TO Kleine 1, AM Gressner 1, M Hollenhorst 1
  • 1Aachen, Marburg, Gießen

Fragestellung: Haben die Peptid-Hormone Resistin (12,5 kDa), Leptin (16 kDa), Adiponectin (30 kDa), im Fettgewebe gebildet, und aktives Ghrelin (3,3 kDa), von Magenschleimhaut produziert, neben Energie-Homöostase im Körper noch andere Funktionen im ZNS?

Methoden: In Lumbal-Liquor- und Blutserum-Probenpaaren von Kontroll-(n=27), Multiple Sklerose -(MS=34, Klassifikation nach Poser), Enzephalitis-(n=16) und Meningitis-(n=16) Patienten wurden die Konzentrationen der 4 Peptide mittels modifizierter ELISAs bestimmt (VK: 4–10%, Wiederauffindung: 81–105%) sowie Albumin, IgG, IgA, IgM immun-nephelometrisch (VK <16%); Korrelation (p<0,05) von Messgrößen nach Spearman mit SPSS Version 12.

Ergebnisse: Erhöhte Indices von IgG, IgM, weniger von IgA weisen auf subakut-/chronisch-entzündliche ZNS-Prozesse bei MS mit geringen Pleozytosen im Vergleich zu Enzephalitis und Meningitis mit höheren Leukozytenzahlen.

Im Vergleich zu Kontrollen waren Liquor/Serum-Konzentrations-Quotienten erhöht: QResitin, QAdiponectin bei MS > Enzephalitis > Meningitis, QLeptin bei Enzephalitis, QGhrelin bei MS > Meningitis.

Im Liquor korrelierten bei MS Adiponectin mit IgG, IgA; QAdiponectin mit QIgG, Ghrelin mit Index IgA; bei Meningitis Adiponectin mit IgG, IgA, bzw. QIgG, QIgA, QIgM; bei Enzephalitis IgM mit Resistin.

Bei MS korrelierten positiv IgG Index mit Leptin-Index und IGA Index mit Ghrelin-Index, bei Meningitis IgA-Index und IgM Index mit Adiponectin-Index, bei Enzephalitis IgM-Index mit Resistin-Index.

Da QAdiponectin und QResistin mit QAlbumin nur bei Meningitis bzw. Enzephalitis korrelierten, erscheinen hohe Serum-Konzentrationen der 4 Peptide (kleiner als Albumin) ihren Gehalt im Liquor bei MS nicht zu beeinflussen wohl aber der Liquorfluss mit Korrelationen von QGlucose mit Ghrelin bei MS und Adiponectin bei Meningitis.

Schlussfolgerungen: 4 kleine Peptid-Hormone mit peripheren Wirkungsmechanismen scheinen auch eine pathogenetische Rolle bei subakut-/chronisch entzündlichen ZNS-Prozessen zu haben: Stimulation der intrathekalen Produktion von IgG, IgM oder IgA über noch unbekannte Mechanismen. Da ihre Synthese im ZNS im Vergleich zum Körper gering ist, dürften verschiedene Transportmechanismen die Peptide aus dem Blut durch die Blut-Hirn-(BHS) bzw. über Liquor durch die Blut-Liquor-Schranke (BLS) ins ZNS bringen, wobei spezifische Rezeptoren bei MS und die erhöhte Durchlässigkeit der BLS/BHS bei Meningitis und Enzephalitis neben Liquorfluss verschiedenartig regulieren.