Aktuelle Neurologie 2007; 34 - V8
DOI: 10.1055/s-2007-987441

Abnahme der Kognition unter ddC, ddI und d4T als Komponente von HAART

K Biehl 1, B Hudelmaier 1, D Reichelt 1, U Grüneberg-Oelker 1, K Klönne 1, N Gregor 1, O Summ 1, S Evers 1, IW Husstedt 1
  • 1Münster

Als Erfolg der modernen Kombinationstherapie erhöhte sich die mittlere Überlebensdauer im AIDS-Stadium, was auch eine Zunahme der Prävalenz von Neuromanifestation bedeutet. ddI, ddC und d4T induzieren eine Neuropathie in Abhängigkeit von der kumulativen Gesamtdosis. Zur Frage, ob unter ddI, ddC und d4T auch Veränderungen der Kognition entstehen, wurden optisch ereigniskorrelierte Potentiale durchgeführt. 60 Patienten, die über mindestens zwei Jahre mit ddI, ddC oder d4T als Bestandteil von HAART theapiert woren waren, wurden mit 120 Patienten, die nie mit einer dieser Substanzen behandelt worden waren, verglichen. 28 Patienten waren mit ddC, 19 mit ddI und 13 mit d4T behandelt worden. Statistisch ergab sich kein Unterschied bezüglich Geschlecht, Alter, Zeit seit der Serokonversion, CDC-Stadium, CD4±Zellzahl und Viruslast. In der Gruppe unter ddI, ddC und d4T wurde bei 36/60 die Diagnose einer HIV-assoziierten Enzephalopathie gestellt, im Vergleichskollektiv bei 45/120 (p<0,009). Die Analyse der ereigniskorrelierten Potentiale ergab statistisch signifikante Unterschiede für die Latenzen von N2 und P3, während für die Parameter Latenz von P2 und für die Amplitude von P3 und die Reaktionszeit kein signifikanter Unterschied festgestellt wurde. Die Ergebnisse dieser Untersuchung weisen nach, dass eine HAART, die als Komponente ddI, ddC oder d4T enthält, eine Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit induziert im Vergleich zu einer HAART ohne diese Substanzen. Im Zentralnervensystem lässt sich somit unter der Therapie mit ddC, ddI und d4T eine Reduktion der Kognitionsfähigkeit nachweisen. Die Ursachen dieser Veränderungen sind in einer Alteration der Funktion von Mitochondrien zu sehen. Erste Ultrastrukturveränderungen von Mitochondrien treten in der Zellkultur nach bereits nach vier Tagen auf. Die besondere Toxizität von ddI, ddC und d4T im Vergleich zu den anderen Substanzen resultiert aus einer Blockade der mitochondrialen gamma-Polymerase.

Als Resultat dieser Untersuchung ist festzustellen, dass ddI, ddC und d4T als Komponente von HAART neben einer bekannten Polyneuropathie auch eine Abnahme der Kognition und einer Zunahme der Enzephalopathie bei Patienten mit HIV-Infektionen induziert.