Sprache · Stimme · Gehör 2007; 31(4): 151-155
DOI: 10.1055/s-2007-985819
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sprachdiagnostik bei Mehrsprachig Aufwachsenden Kindern

Testing of the Language Abilities of Multilingual Educated ChildrenV. Triarchi-Herrmann 1
  • 1Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, Ludwig-Maximilians Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Sprachheilpädagogik
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Publication Date:
03 December 2007 (online)

Zusammenfassung

In den letzten Jahren bildet die Erfassung und Förderung der Sprachkompetenz mehrsprachiger Migrantenkinder ein interdisziplinär interessantes und für die deutsche Bildungspolitik wichtiges Arbeitsgebiet. Viele von den inzwischen entwickelten spezifischen sprachdiagnostischen Verfahren werden in Expertisen anhand von Standards evaluiert. Dabei wird positiv hervorgehoben, dass die meisten eine einfache Handhabung aufweisen und eine relativ ökonomisch zeitliche Durchführung und Auswertung ermöglichen. Als negativ wird kritisiert, dass die meisten nicht normiert und sprachtheoretisch fundiert sind und die mehrsprachigen Lebensbedingungen und Sprachkompetenzen der Kinder nicht erfassen. Dies kann bei der Sprachstandsdiagnose insbesondere für die Planung, Durchführung und Effektivität der Förderung vielfältige Probleme verursachen. Diese könnten vermieden werden, wenn ausgehend von einem umfassenden Verständnis von Mehrsprachigkeit die Sprachfähigkeiten insgesamt mit einem einzigen Instrument untersucht werden würden. Dabei sollten Sprachstrukturen, -regeln bzw. -elemente jeder der vom Kind benutzten Sprachen erfasst und die besonderen Sozialisations- und Lebensbedingungen miteinbezogen werden.

Abstract

During the last years the testing and promoting of the competence in the languages of children of immigrants has become an interesting interdisciplinary domain and an important field of activity for the education policy in Germany. In the meantime, a great number of specific tests for investigating the competence of speech exist in Germany. Many of them have been evaluated on the basis of several methods. Most of them are characterized by an easy handling because performance and analysis can be done within a relatively short time. On the other hand, most of these procedures are not standardized and neglect theories of language development; moreover, they disregard the multilingual living conditions and the competence in languages of children. This can cause problems for the planning, the execution and effectiveness of the advancement. These difficulties could be avoided when bearing in mind a well-integrated understanding of multilingualism when considering the faculty of speech of a multilingual child; the child, however, should be regarded as an entireness and being investigated by one single method. In this case, all structures, rules of grammer and elements of each of the spoken languages should be compiled, including the specific conditions of socialization and living. These requirements concerning the diagnosis of the language still contain several unfulfilled conditions like the collecting of empiric results and the development of theoretical approaches concerning specific problems as to the “normal” and the “noticeable” linguistic development course resp. as well as the learning of the second language.

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Korrespondenzadresse

Dr. V. Triarchi-HerrmannM.A. 

Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung

Schellingstraße 155

80797 München

Email: Vassilia.Triarchi-Herrmann@isb.bayern.de

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