Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - P2
DOI: 10.1055/s-2007-984630

Purtscher Retinopathie als Folge eines Thoraxtrauma – eine Kasuistik

T Maulhardt 1, M Blum 1
  • 1Erfurt

Hintergrund: Bei einer hochgradigen Sehschwäche nach schwerem Thoraxtraum kann eine Purtscher Retinopathie zu Grunde liegen. In diesem Fall wird eine 24-jährige Patientin mit akutem Visusverlust an einem Auge vorgestellt. In der Vorgeschichte ist ein Verkehrsunfall als Mitfahrerin zwei Tage zuvor ohne direktes Trauma am Kopf aber mit Gurtverletzungen am Thorax und Rippenserienfraktur.

Befunde: Bei vollem Visus rechts beträgt der Visus am linken Auge 1/25. Bei reizfreiem Vorderabschnitt und intakter Motilität aber deutlichem RAPD erkennt man am Fundus eine randscharfe Papille mit umgebendem peripapillären Ödem bis in die Makula, einzelne gefäßassoziierte streifige Blutungen und Cotton-Wool-Herde (Purtscher Flecken) am hinteren Pol. Die Goldmann-Perimetrie kann ein parazentrales Skotom am betroffenen Auge nachweisen.

Diskussion: Pathogenetisch wird eine indirekte Netzhautschädigung durch Thorax oder Schädelprellung angenommen die durch Kompression mit arteriellem Druckanstieg kleine Netzhautgefäße schädigt oder durch Mikroembolien Blutungen und Ischämien verursacht. Andere Autoren nehmen Gefäßspasmen der Arteriolen als Ursache der Purtscher Retinopathie an. Die häufige Einseitigkeit des Geschehens lässt sich dadurch nicht schlüssig erklären. Zunehmend wird die intravasale Aggregation von Leukozyten als eine Leukoembolisation angenommen. Dies könnte auch das Auftreten der Purtscher Retinopathie bei anderen Grunderkrankungen wie Pankreatits, dialysepflichtiger Niereninsuffizienz oder nach Geburten im Wochenbett in die Pathogenese integrieren.

Prognose und Verlauf: Unter rheologischer Therapie ist eine Visusverbesserung abhängig vom Primärbefund zu erwarten. Auch spontane Besserungen sind publiziert.