Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(5): 239
DOI: 10.1055/s-2007-984426
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Reisemedizin und Impfprophylaxe

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Publication Date:
25 June 2007 (online)

Die Deutschen sind Weltmeister im Reisen! Jedes Jahr unternehmen fast 50 Millionen Bundesbürger wenigstens eine Urlaubsreise länger als fünf Tage. Etwa ein Drittel verbringen ihren Urlaub in Deutschland, zwei Drittel im Ausland. Gesundheitsvorsorge bei Reisen ist daher auch eine Volksgesundheitsfrage, denn auftretende Gesundheitsprobleme betreffen einen Großteil der Bevölkerung.

Als Konsequenz hat der moderne Massentourismus auch dazu geführt, dass heute jeder praktizierende Arzt, insbesondere der Hausarzt, zunehmend mit Fragen der gesundheitlichen Reisevorsorge konfrontiert wird, vor allem dann, wenn die geplante Reise in tropische oder wenig entwickelte Länder führt. Groß aufgemachte Medienberichte über die Einschleppungen von gefährlichen Krankheiten oder über das Vorkommen vieler in unseren Breiten nicht mehr oder kaum noch auftretender Infektionskrankheiten haben dazu geführt, dass sich Reisende immer häufiger vor einer geplanten Reise zur Gesundheitsvorsorge beraten lassen, meist beim Hausarzt oder auch beim behandelnden Facharzt.

Darüber hinaus haben sowohl die Altersstruktur unserer Gesellschaft als auch die Fortschritte in der Medizin ihre Auswirkungen: Immer mehr ältere und chronisch kranke Menschen sind aktiv, lebensbejahend und entdecken ihre Reiselust. Diese Personengruppe stellt zugleich auch das Hauptklientel vieler Arztpraxen dar. Sie suchen den Rat des Arztes und wünschen eine besonders gute Vorbereitung für ihre Reisen.

Bei jüngeren Reisenden besteht daneben schon seit Jahren ein Trend zu Aktivurlaub und Abenteuertourismus: Wüstentouren, Höhentrekking, Tauchsport, Mountainbiking oder Tramp-Reisen, alles Reisen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung des Reisenden, nehmen überproportional zu. Auch dieser Personenkreis wendet sich vor der geplanten Abenteuerreise häufig mit Fragen der Gesundheitsvorsorge an den Hausarzt.

Heute muss daher jeder praktizierende Arzt damit rechnen, qualifiziert reisemedizinisch beraten zu müssen, das heißt klare Impf- und Gesundheitsvorsorgeempfehlungen für die verschiedensten Reiseländer, Reisearten, Reisebedingungen und Aktivitäten während der Reise zu geben. Im Mittelpunkt steht dabei die Impf- und Malariaprophylaxeberatung. Daneben sind bei Flugreisen auch flugmedizinische Besonderheiten zu berücksichtigen, Klimaanpassung und Zeitverschiebung, umwelthygienische Bedingungen, medizinische Versorgung vor Ort u.a.m. Besonders wichtig und bei jeder Vorsorgeberatung anzusprechen ist die Frage des Krankenversicherungsschutzes bei Auslandsreisen einschließlich Rücktransportabsicherung.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass reisemedizinisches Fachwissen heute von jedem niedergelassenen Allgemeinarzt oder Facharzt erwartet wird. Allerdings wird das notwendige Fachwissen im Rahmen des Medizinstudiums bisher noch kaum vermittelt, sodass der Arzt auf entsprechende Fortbildungsangebote nach seiner Ausbildung wird zurückgreifen müssen. Tropeninstitute, Ärztekammern und das CRM Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf bieten dazu regelmäßig an mehreren zentralen Orten in Deutschland reisemedizinische Kurse an.

Seit 2005 gibt es auf Beschluss des Deutschen Ärztetages ein Fachzertifikat „Reisemedizinische Gesundheitsberatung”, das in einem 32-stündigen Kurs erworben und dann auch als Bezeichnung geführt werden kann. Der Deutsche Fachverband Reisemedizin e.V. bietet darüber hinaus ein auf dem 32-stündigen Basiskurs aufbauendes „Fachzertifikat Reisemedizin” an, das zwölf zusätzliche Lehrabschnitte verlangt, die regelmäßig vom CRM Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf in Form von insgesamt sechs Wochenend-Aufbaukursen in mehreren Städten Deutschlands durchgeführt werden. Nähere Informationen hierzu und zum Basiskurs, wie auch zu den reisemedizinischen Fachinformationsdiensten des CRM, finden Sie im Internet unter www.crm.de.

Prof. Dr. med. Erich Kröger

Düsseldorf

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