Notfall & Hausarztmedizin 2007; 33(4): 183
DOI: 10.1055/s-2007-982776
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Thrombosemanagement bei Risikopatienten

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Publication Date:
29 May 2007 (online)

Kaum eine Krankheit steht seit mehreren Jahrzehnten so im Blickfeld der medizinischen und biochemischen Forschung wie die Arteriosklerose beziehungsweise Atherosklerose. Sie kann als generalisierte Erkrankung des arteriellen Gefäßsystems in tückischer Weise über Jahre und Jahrzehnte symptomlos verlaufen, bis sie durch Plaqueruptur in die symptomatische Atherothrombose überführt und in Form ischämischer (Akut-)Ereignisse klinisch relevant wird. Dabei sind Angina pectoris, Herzinfarkt, TIA, ischämischer Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) oder plötzlicher vaskulärer Tod lediglich unterschiedliche Manifestationsformen ein und derselben Grunderkrankung. An der Atherothrombose versterben in den westlichen Industrienationen die meisten Menschen.

Die PAVK hat sich als Risikomarker für Herz- und Hirninfarkt erwiesen. Mithilfe des Knöchel-Arm-Index (ABI) kann ohne wesentlichen Aufwand auch in der Hausarztpraxis ein Screening auf PAVK erfolgen, wodurch eine rechtzeitige Therapie von Hochrisikopatienten ermöglicht wird. Der nachfolgende Beitrag beschreibt - mit praktischen Hinweisen zum Vorgehen - die Risikostratifizierung und (Sekundär-)Prävention der Atherothrombose daher insbesondere auch aus dem Blickwinkel der Indikatorfunktion der PAVK.

Die absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern ist im klinischen Alltag die häufigste Rhythmusstörung und infolge von Thrombembolien mit einem erhöhten Schlaganfall- und Mortalitätsrisiko verbunden. Neben dem individuellen Schicksal des Patienten entstehen dadurch auch sozioökonomische Probleme. Eine adäquate Thrombembolieprophylaxe ist insgesamt von erheblicher Bedeutung. Die wichtigen Erfahrungen aus Studien der letzten Jahre sind in die 2006 veröffentlichten Leitlinien der amerikanischen und europäischen Fachgesellschaften maßgeblich eingeflossen. Eine sorgfältige Risikoabwägung anhand einfacher Kriterien soll die Entscheidung über eine orale Antikoagulation oder Thrombozytenaggregationshemmung erleichtern. Insgesamt ist die Indikationsstellung übersichtlicher und präziser geworden, verlangt aber vom Arzt auch eine eingehendere Kenntnis der Krankheitsgeschichte und Lebensumstände des Patienten. Der vorliegende Artikel stellt die aktuellen epidemiologischen Daten und die verschiedenen Substanzgruppen mit ihren Indikationen zur Thrombembolieprophylaxe vor.

Ungefähr 60 % aller Klinikeinweisungen aufgrund venöser Thromboembolien und 75 % aller Todesfälle wegen Lungenembolien betreffen internistische (nicht chirurgische) Patienten. Trotz zahlreicher Empfehlungen zur Thromboseprophylaxe werden viele von ihnen (noch) nicht adäquat versorgt. Dies liegt sowohl am Fehlen einer nationalen Leitlinie als auch an der geringen Anzahl von in der Praxis validierten Risikomodellen. Im vorliegenden Beitrag werden drei Modelle zur Risikostratifizierung beschrieben. Diese sollen dem Arzt in der täglichen Praxis bei der Entscheidung helfen, welcher nicht chirurgische Patient einer medikamentösen Thromboseprophylaxe bedarf.

Gemeinsames Anliegen der Autoren ist es, eine konstruktive frühe Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Spezialisten für das Thromboserisikomanagement der Patienten zu fördern.

PD Dr. med. Reinhardt Sternitzky

Dresden

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