Endoskopie heute 2007; 20 - P31
DOI: 10.1055/s-2007-974212

Ultraschall in der Diagnostik bei Tropenrückkehrern – Nachweis der Myiasis (Dermatobia hominis)

M. Schmitt 1, J. Richter 1, I. Müller-Stöver 1, D. Häussinger 1
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie

Einleitung: Die Zunahme des weltweiten Tourismus damit importierter Tropenkrankheiten und Parasitosen stellt eine zunehmende Herausforderung an den behandelnden Arzt und Ultraschalluntersucher dar.

Insbesondere das Wissen um die Bildmorphe derartiger Erkrankungen erleichtert die Differentialdiagnose und -therapie. Fallbeispiel: ein 46 Jahre alter Tropenrückkehrer aus Costa Rica stellte sich mit einer 4cm großen, unklaren, furunkelähnlichen Schwellung am behaarten Kopf in unserer Tropenambulanz vor.

Klinisch und anamnestisch war die Läsion gut mit einer Myiasis durch Dermatobia hominis vereinbar. Trotz eines Therapieversuches mit Paraffinöl ließ sich die Larve nicht darstellen bzw. herausquetschen.

Methoden: Neben der gründlichen physikalischen Untersuchung kamen Ultraschalluntersuchungen (B-Mode, Power und FKDS-Mode) mit den Geräten (SonoSite Titan, SonoSite, Bothell, WA, U.S.A.; Siemens Elegra, Erlangen, Germany) und ein Untersuchungsmodell (Lammrücken mit implantierten Larven als Untersuchungsobjekt) zum Einsatz.

Ergebnisse: Die erneute Abklärung der Schwellung und die Entscheidung zur chirurgischen Exzision sollte durch eine Ultraschalluntersuchung erfolgen.

In der Erstuntersuchung durch einen unerfahrenen Ultraschaller konnte keine wegweisende Diagnose gefunden werden. Daher wurde als Untersuchungsmodell zunächst eine schon explantierte tote Larve in ein Ileopsoas-Muskelmodell (Lammrücken) implantiert und dann mit 5–10MHz Schallköpfen untersucht:

Typische Kennzeichen der Dermatobia-Larve waren in diesem Modell ein echoreiches, segmentiertes Band mit distalem Schallschatten.

In der Patientenuntersuchung konnten genau diese Kennzeichen in der Schwellung lokalisiert und die Larve dann erfolgreich und zielgenau chirurgisch entfernt werden.

Ein weiterer Patient zeigte nach Tropenaufenthalt in Belize, Honduras und Guatemala 4 furunkelartige Läsionen, die im Ultraschall genau jene Kennzeichen aufwiesen.

Darüberhinaus fanden sich geringe Bewegungen dieser als segmentierte Bänder imponierenden Larven. Die Farbdopplersonographie konnte zudem eine Art Endolymphstrom in der Larve nachweisen und so zur exakteren Lokalisation dienen.

Diskussion und Folgerungen: Ultraschall kann zur Differntialdiagnose und dann -therapie bei der nicht afrikanischen Myiasis durch Dermatobia beitragen. Sowohl tote als auch lebende Larven (mit im FKDS detektierbaren Endolymphstrom) können abgegrezt, sicher identifiziert und der chirurgischen Exzision zugeführt werden.

Insbesondere bei Tropenrückkehrern mit unklaren Furunkeln bietet der Ultraschall ein schnelles und sicheres Verfahren zur Differntialdiagnose des unklaren Tumors.