Endoskopie heute 2007; 20 - P27
DOI: 10.1055/s-2007-974193

In vivo Mikroskopie der Leber mittels konfokaler Laparoskopie

M. Goetz 1, M.F. Neurath 1, H.P. Dienes 1, P.R. Galle 1, R. Kiesslich 1
  • 1Universität Mainz, I. Medizinische Klinik

Einleitung: Die Diagnose von Lebererkrankungen beruht maßgeblich auf der histologischen Untersuchung von Lebergewebe. Die dazu erforderliche Biopsieentnahme ist mit dem Risiko des sampling errors bei Lebererkrankungen, die die Leber nicht homogen betreffen, sowie der Blutung verbunden. Durch die Minilaparoskopie kann im Gegensatz zur sonographisch gesteuerten Punktion zusätzlich eine direkte makroskopische Begutachtung der Leber erfolgen und eine Nachblutung gezielt gestillt werden. Im Rahmen einer klinischen Studie kombinierten wir die Laparoskopie mit der konfokalen Mikroskopie der Leber zur in vivo Darstellung von zellulären Details von gesundem und kranken Lebergewebe.

Methodik: Ein miniaturisierter konfokaler Scanner wurde in die Spitze einer Laparoskopiesonde (Prototyp: Außendurchmesser 6,35mm) integriert. Nach Gabe von 5ml Fluoreszein i.v. wurde die Sonde über einen Trokar von rechtslateral unter videooptischer Kontrolle (Zugang von paraumbilikal) direkt auf das Lebergewebe aufgesetzt. In Echtzeit wurden mikroskopische Bilder in einer Auflösung von 1024×1024 Pixeln mit einer optischen Schichtdicke von 7µm und einer Auflösung von 0,7µm erzeugt. Leberstanzbiopsien wurden zur Korrelation entnommen. In dieser ersten Studie wurden bisher 22 Patienten untersucht (Indikation: kryptogene Lebererkrankung (n=5), PBC/PSC (n=2), nutritiv-toxisch (n=10), viral (n=4), fulminante Hepatitis (n=1)).

Ergebnisse: Mit der konfokalen Laparoskopie gelang die Darstellung mikroskopischer Details der Leber während der laufenden Untersuchung. In vivo konnten Hepatozyten, Lebergefäße, Gallengänge, aber auch Zirrhoseknoten, Narbengewebe, Steatosis und entzündliches Infiltrat visualisiert werden. Auch andere Organe waren der mikroskopischen Bildgebung in vivo zugänglich (Darm, Magen, Gallenblase, Fettgewebe). Es kam zu keiner Verletzung des Lebergewebes durch die konfokale Sonde. Bei einer Patientin konnte die Leber bei Adhäsionen nicht erreicht werden. In einem anderen Fall trat postinterventionell ein CRP-Anstieg ohne Zeichen der Peritonitis auf, eine Patientin mit allergischer Diathese entwickelte ein vorübergehendes, a.e. Fluoreszein-assoziiertes Hautexanthem.

Diskussion: Mit der konfokalen Laparoskopie konnten in dieser ersten Studie typische Merkmale von Lebererkrankungen noch während der Untersuchung auf mikroskopischer Ebene dargestellt werden. Die Untersuchung mit der miniaturisierten konfokalen Sonde war sicher und verlässlich möglich. Folgestudien zur Etablierung von Sensitivität und Spezifität dieser neuen Methode sind auf dem Weg.

Folgerung: Nach der konfokalen Endoskopie wird mit der konfokalen Laparoskopie auch der intraabdominelle Raum der in vivo mikroskopischen Bildgebung zugänglich.