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DOI: 10.1055/s-2007-974180
Kapselendoskopie und Herzschrittmacher – Ein Modellversuch zur Untersuchung möglicher Interferenzen
Einleitung: Die Kapselendoskopie ist ein etabliertes Verfahren bei unklaren gastrointestinalen Blutungen, Malassimilationssyndromen, (V.a.) M. Crohn und in der Tumordiagnostik. Die Anwendung der Kapselendoskopie ist bei Patienten mit Herzschrittmachern lt. der FDA und der Hersteller (Given Imaging, Olympus) kontraindiziert. Wir untersuchten mögliche Interferenzen im Modellversuch.
Methode: In unserem Modell wurden die Herzschrittmacher mit der Elektrode in eine Wanne, gefüllt mit 0,1%iger NaCl-Lösung, gelegt. Die Leitfähigkeit der Lösung entspricht der des Körpergewebes. Die benutzten Schrittmacher waren explantierte, voll funktionsfähige Geräte. Die Ableitung der Herzschrittmacherpotentiale erfolgte über Elektroden. Zusätzlich bestand die Möglichkeit über die Elektroden die Aktivität des Schrittmachers zu inhibieren. Zunächst wurden die Einstellungen der Schrittmacher beibehalten, dann erfolgte eine Umprogrammierung auf die höchste Empfindlichkeit, um die Herzschrittmacher maximal störanfällig zu machen. Zur Untersuchung benutzten wir die Kapseln der Firmen Given Imaging und Olympus. Die technischen Eigenschaften der Kapseln (Sendefrequenz ca. 440MHz) sind im Bezug auf die Sendefrequenz denen des C-Netzes (Sendefrequenz 450MHz) sehr ähnlich. Wir untersuchten einige Schrittmacher, die sich in Versuchen von Irnich als störanfällig erwiesen hatten und neuere Modelle. Untersucht wurde, ob der Herzschrittmacher durch die Kapsel in seinen Stimulationseigenschaften beeinflusst wird (Inhibition, Umschalten auf Störfrequenz) oder ob ein inhibierter Herzschrittmacher, beeinflusst durch die Kapsel, Schrittmacheraktionen ausführt. Die Herzschrittmacher und die Kapsel wurden in minimalen räumlichen Abstand
zueinander gebracht.
Ergebnisse: Bei den getesteten Herzschrittmachermodellen kam es weder zu einer Beeinflussung der Stimulationseigenschaften noch zu einer Aktivierung eines inhibierten Herzschrittmachers. Die Funktion der Kapseln wurde durch die Herzschrittmacher nicht beeinflusst.
Diskussion: Im Gegensatz zu den Untersuchungen von Dubner (Dubner S et al., Gastrointestinal Endoscopy 2005) zeigte sich in unseren Versuchen keine Beeinflussung der Herzschrittmacher mit Umschalten auf die Störfrequenz. In einer Untersuchung von Leighton (Leighton JA et al., Gastrointestinal Endoscopy 2004) an 5 Patienten und in vorherigen Versuchen unserer Arbeitsgruppe (Bandorski D et al., Endoskopie heute 2006) traten ebenfalls keine Interferenzen zwischen der Kapsel und den Herzschrittmachern auf. Beschriebene Störungen der Bildqualität (Guyomar Y et al., PACE 2004/Bandorski D et al.; Z Gastroenterologie 2005) zeigten sich nicht.
Schlussfolgerung: Die Anwendung der Kapselendoskopie erscheint bei Patienten mit Herzschrittmachern vertretbar.