Endoskopie heute 2007; 20 - P1
DOI: 10.1055/s-2007-974170

Pathophysiologische Relevanz von Drüsenkörperzysten im Magen

U. Mohren 1, W. Mohren 1, S. Wagner 1
  • 1Klinikum Deggendorf, Medizinische Klinik II

Einleitung: Über die prognostische Bedeutung von Drüsenkörperzysten im Magen liegen wenige Befunde vor. Es konnte gezeigt werden, dass Drüsenkörperzysten nicht mit einem größeren Risiko für gastrale Neoplasien einhergehen. Allerdings wurde eine erhöhte Inzidenz von Kolonschleimhautadenomen beschrieben. Die Bedeutung verschiedener Gastritisformen für das Auftreten von Drüsenkörperzysten ist unklar. Deshalb sollte die pathophysiologische Relevanz von gastralen Drüsenkörperzysten an einem großen Untersuchungsgut evaluiert werden.

Methodik: Im Zeitraum zwischen 1992 und 2000 wurden alle Patienten mit histologischen Nachweis von Drüsenkörperzysten im Magen retrospektiv ausgewertet. Die histologischen Befunde wurden mit klinischen Parametern und den endoskopischen Befunden in der ÖGD und Ileokoloskopie korreliert. Die Gastritis wurde nach dem Sydney-System klassifiziert.

Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum wurden 1750 Patienten (Altersdurchschnitt: 62,0 Jahre) mit gastralen Drüsenkörperzysten identifiziert. 748 (42,7%) der Untersuchten litten im Laufe ihres Lebens an einer Infektion mit Helicobacter pylori. 539 Patienten (30,8%) hatten bei Diagnosestellung eine aktive B-Gastritis und bei 209 Patienten (11,9%) war der Keim erfolgreich eradiziert worden. 928 Patienten (53,0%) wiesen eine Typ C-Gastritis auf. Bei 454 Patienten (25,9%) konnte eine intestinale Metaplasie der Magenschleimhaut diagnostiziert werden. Bei 8 Patienten (0,5%) lag eine autoimmune (Typ A)-Gastritis vor. Des Weiteren konnten bei 63 (3,6%) zusätzlich hyperplasiogene Polypen im Magen verifiziert werden. Von der Gesamtzahl der Betroffenen wurden 796 (45,5%) im Laufe ihrer Patientenkarriere koloskopiert. Dabei konnten bei 340 Patienten (42,7%) Adenome und bei 63 Patienten (7,9%) Adenokarzinome beobachtet werden. Männer mit Korpusdrüsenkörperzysten wiesen häufiger (58,6%) adenomatöse Veränderungen im Dickdarm auf als Frauen (44,0%). Die Prävalenz für kolorektale Adenome war stark altersabhängig, mit 24,5% bei den unter 55-Jährigen, 63,6% bei den über 65-Jährigen und 69,8% bei den über 70-Jährigen. Patienten mit Korpusdrüsenkörperzysten und hyperplasiogenen Magenpolypen wiesen in 71,8% Dickdarmadenome auf.

Folgerungen: Drüsenkörperzysten im Magen sind eng mit dem Auftreten von Kolonadenomen assoziiert. Die Assoziation ist alters- und geschlechtsabhängig. Eine Typ A-Gastritis geht sehr selten mit Drüsenkörperzysten einher.