Endoskopie heute 2007; 20 - V100
DOI: 10.1055/s-2007-974162

Ein Fall von Eiweißverlust

J. Bester 1, G. Herrmann 1, M. Jung 1
  • 1St. Hildegardis Krankenhaus, Katholisches Klinikum Mainz, Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie

Ein 77-jähriger Patient stellte sich mit Beinödemen, Reizhusten und Übelkeit in einer auswärtigen Klinik vor. Als Ursache der Ödeme zeigte sich ein ausgeprägter Eiweißmangel, der sich auf einen gastralen Eiweißverlust zurückführen ließ. Gastroskopisch war eine Raumforderung an der Kardia mit Eiweißausschwitzungen aufgefallen. Ein vermuteter maligner Tumor ließ sich trotz umfangreicher Diagnostik (Endoskopie mit multiplen Probebiopsien, Endosonographie, CT, Minilaparotomie, Ganzkörper-PET) nicht nachweisen. Eine symptomatische Behandlung mit Eiweißinfusionen, Protonenpumpeninhibitoren und Metoclopramid bewirkte nur eine kurzfristige Besserung der Beschwerden.

Der Patient stellte sich daraufhin in unserer Abteilung zur Reevaluation vor. Es stellt sich die Frage nach der für den gastralen Eiweißverlust zugrunde liegendenden Erkrankung und deren Behandlung. Das Gesamteiweiß war auf 3,9g/dl vermindert, die körperliche Untersuchung zeigte neben den Beinödemen keine weiteren Pathologika. Abdomensonographie und Computertomographie zeigten eine Verdickung der Magenwand im Corpus bei erhaltender Schichtung ohne Nachweis pathologischer Lymphknoten. Gastroskopisch fand sich eine ausgeprägte Schleimhautvergröberung des Corpus mit Belägen aus weißlichen Ausschwitzungen. Histologisch zeigte sich eine ausgeprägte foveoläre Hyperplasie passend zu dem Befund eines Morbus Ménétrier. Immunhistochemisch ergab sich kein Hinweis auf Malignität, Cytomegalievirus- oder Helicobacter pylori-Infektion.

In Zusammenschau aus Endoskopie und Histologie ergab sich somit die höchst seltene Diagnose eines idiopathischen Morbus Ménétrier einhergehend mit einem gastralen Eiweißverlustsyndrom. Eine gültige, spezifische Therapie der Erkrankung ist bislang nicht etabliert, so dass im Falle eines symptomatisch nicht beherrschbaren Eiweißverlustes eine Gastrektomie tatsächlich zu diskutieren wäre.