Endoskopie heute 2007; 20 - V97
DOI: 10.1055/s-2007-974159

Und plötzlich wird der Magen blass... Mesenteriale Ischämie bei der Gastroskopie

C. Dücker 1, W. Cordruwisch 1, S. Faiss 1
  • 1Asklepios Klinik Barmbek Hamburg, III. Medizinische Abteilung

Eine 36-jährige Patientin stellte sich mit seit über zwei Jahren an Häufigkeit und Intensität zunehmenden starken diffusen abdominellen Schmerzen vor, die überwiegend postprandial und zuletzt täglich auftraten. Die Schmerzen waren weder durch bedarfsgesteuerte noch durch regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln (Metamizol, Buscopan, Tramadol) zu beherrschen gewesen. Die Patientin hatte außerdem ungewollt etwa 14 Kilogramm an Gewicht abgenommen. Sie gab einen Nikotinkonsum von ca. 30 Zigaretten/Tag an. Weitere Risikofaktoren bestanden nicht.

Die körperlichen Untersuchungsbefunde zeigten eine 36-jährige Patientin in deutlich reduziertem Allgemeinzustand- und Ernährungszustand (170cm, 38kg). Bei der Untersuchung des Abdomens gab die Patientin keinen Druckschmerz an, Resistenzen waren nicht tastbar.

In der durchgeführten Ösophagogastroduodenoskopie zeigte sich zunächst nur ein kleines mit Fibrin bedecktes Ulkus im kleinkurvaturseitigen Antrum sowie eine narbige Antrum-Schleimhaut mit durchscheinenden Gefäßen. Bei der Zangenbiopsie kam es dann zu einer außergewöhnlichen, initial nur wenige Zentimeter, später etwa handtellergroßen Ischämie radial um die Biopsiedefekte.

Sonographisch zeigten sich hochgradige Stenosierungen im Abgangsbereichbereich der A. mesenterica superior sowie des Truncus coeliacus, die MR-angiographisch bestätigt werden konnten. Der Aortenbogen, die großen supraaortalen Gefäße, die Aorta sowie die Becken- und Beinarterien stellten sich unauffällig dar. Laborchemische Hinweise auf eine Vaskulitis bestanden nicht.

Therapeutisch wurde daraufhin die Abgangsstenose der A. mesenterica superior angiographisch durch eine Stenteinlage eröffnet. Die Abgangsstenose des Truncus coeliacus wurde aufgrund der guten Kollateralisierung belassen. Medikamentös erfolgte eine Behandlung mit Thrombozytenaggregationshemmern.

Nach der Stentimplantation war die Patientin beschwerdefrei und es kam zu einer deutlichen Gewichtszunahme.

Diese Kasuistik zeigt, dass auch bei jungen Patienten mit unklaren abdominellen Beschwerden und Gewichtsverlust an eine vaskuläre Ursache gedacht werden muss. Die durch eine endoskopische Biopsie ausgelöste passagere Ischämie der Magenschleimhaut stellt sicher eine absolute Rarität dar und spiegelt die in unserem Fall hochgradige Durchblutungsstörung in einem ansonsten sehr gut kollateralisierten Organsystem wieder.