Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - P3
DOI: 10.1055/s-2007-970118

Zentralvenenthrombose unter Interferontherapie

MM Keilani 1, A Keicher 1, BM Stoffelns 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Mainz

Berichte über okuläre Mikroangiopathien unter Interferontherapie stammen überwiegend von japanischen Arbeitsgruppen, während nur wenige Kasuistiken aus Europa publiziert sind.

In dieser Falldemonstration erfährt eine 58-jährige Patientin, die wegen Hepatitis C mit pegyliertem Interferon und Ribavirin seit 8 Wochen behandelt wurde, einen plötzlichen schmerzlosen Visusabfall am linken Auge auf 0,32. Funduskopisch und fluoreszenzangiografisch wurde die Diagnose einer perfundierten Zentralvenenthrombose gesichert. Nach Reduktion der Interferon-Therapie und einer eingeleiteten isovolämischen Hämodilution konnte eine Besserung der Augenbefunde mit Visuserholung auf 0,5 erzielt werden.

Interferone werden zunehmend häufiger nicht nur zur Hepatitisbehandlung, sondern vor allem auch bei malignen Erkrankungen eingesetzt. Insbesondere bei Vorliegen vaskulärer Risikofaktoren können Interferone retinale Gefäßverschlüsse begünstigen. Dies gilt auch für pegylierte Interferone, wie unsere Kasuistik zeigt. Vor Beginn und unter Interferontherapie sollten regelmäßige augenärztliche Kontrollen erfolgen, insbesondere bei bestehenden vaskulären Risikofaktoren. Bei Auftreten okulärer Perfusionsstörungen muss ein Absetzen des Interferons bzw. eine Dosisreduktion diskutiert werden.