Laryngorhinootologie 2007; 86(10): 714-722
DOI: 10.1055/s-2007-966235
Originalien

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zufall oder Kausalität - zur Problematik der Anerkennung von Larynxkarzinomen bei Arbeitern der Gummi-Industrie

Chance or Causality: Problems Recognizing Laryngeal Carcinoma as a Result of Occupational Exposition to Noxious Substances of Blue Collar Worker Employed in the Rubber IndustryT.  Brusis1 , O.  Michel2 , W.  Schmidt3 , F.  U.  Metternich4
  • 1Institut für Begutachtung, Köln
  • 2Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universität zu Köln
  • 3Praxis für HNO-Heilkunde, Hannover
  • 4Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
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Publication History

eingereicht 24. Oktober 2005

akzeptiert 19. Januar 2007

Publication Date:
26 April 2007 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Das Auftreten von Larynxkarzinomen bei Beschäftigten der Gummi-Industrie und deren Anerkennung als Berufserkrankung ist Gegenstand wissenschaftlicher Diskussionen. Methode: Epidemiologische Untersuchungen des Zeitraums 1982 - 2006 (s. Revisionsdatum) zum Auftreten von Kehlkopfkrebs bei Beschäftigten der Gummi-Industrie wurden hinsichtlich der statistischen Datenlage betrachtet. 23 eigene Gutachtenfälle von Beschäftigten zweier Betriebe der Gummi-Industrie, die an einem Larynxkarzinom bzw. einem Karzinom des oberen Aerodigestivtraktes erkrankten, wurden ausgewertet. Zusätzlich wurden aktuelle Dokumentationen der Berufsgenossenschaften zu bereits anerkannten Berufskrankheitsfällen beigezogen und bewertet. Ergebnisse: Obwohl in der Gummi-Industrie verwendete Gefahrstoffe nachweisbar Kanzerogene darstellen, ergab sich in der überwiegenden Zahl der analysierten Studien kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen einer spezifischen Schadstoffexposition in der Gummi-Industrie und dem Auftreten von Larynxkarzinomen. Starke Exposition gegenüber Stäuben (Asbest, Talk, Ruß) und Gefahrstoffen kann im Einzelfall das Auftreten eines Kehlkopfkrebses begünstigen. Schlussfolgerung: Im Rahmen einer Konvention kann die Anerkennung eines Larynxkarzinoms bei einem Beschäftigten der Gummi-Industrie durch eine Einzelfallprüfung erfolgen, wenn nach Feststellung, Begutachtung und Abwägung aller bedeutsamen Umstände des Einzelfalles deutlich mehr für als gegen das Vorliegen des Zusammenhanges spricht (§ 9 Abs. 2 SGB VII).

Abstract

Background: Laryngeal cancer as an occupational disease in the rubber industry is under subject of continous epidemiological research because of the lack of stable statistical data. Method: Epidemiological studies published in the period between 1982 and 2006 were analysed in regard of the risks employment and laryngeal carcinoma. 23 own cases of medical expert opinion and the documentation of the German Occupational Cooperatives were analysed. Results: A significant statistical correlation between a specific exposition to cancerogenics in the rubber industry and a development of laryngeal carcinoma could not be found in the literature, still there is evidence for an increased mortality. It points to asbestos, talcum, dust as one risk factor. Conclusion: Recognition and compensation for laryngeal carcinoma according to § 9 Abs. 2 SGB VII is possible after intense individual investigation, although up to now no clear statistical evidence for the coincidence between employment in the rubber industry and general could be proven.

Literatur

Prof. Dr. med. Tilman Brusis

Institut für Begutachtung

Dürener Straße 199 - 203

50931 Köln

Email: prof-brusis@t-online.de