physioscience 2007; 3(2): 91-92
DOI: 10.1055/s-2007-963155
Veranstaltungsbericht

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

ENPHE-Konferenz in Sofia

C. Groll1
  • 1Fachhochschule Osnabrück
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Mai 2007 (online)

Vom 22. - 24. März 2007 fand in Sofia/Bulgarien die Frühjahrskonferenz des European Network of Physiotherapy in Higher Education (ENPHE) in der National Sports Academy Vassil Levski statt.

ENPHE ist ein Zusammenschluss der (akademischen) Physiotherapie der europäischen und an Europa angrenzenden Länder. Jedes Land stellt einen nationalen Koordinator und einen Stellvertreter, die unter anderem das Stimmrecht für das jeweilige Land bei der Wahl des Präsidenten und des Executive Boards besitzen. Nationaler Koordinator für Deutschland ist Bodo Schlag (Schule für Physiotherapie der St. Elisabeth Stiftung Bochum, stellvertretender Vorsitzender des ZVK), der durch Prof. Dr. med. Christoff Zalpour (Professor für Physiotherapie an der FH Osnabrück) vertreten wird.

Bei der aktuellen Konferenz in Sofia wurde Prof. Dr. Aanton Ven (Professor für Physiotherapie an der Universität Gent/Belgien) in seinem Amt als Präsident bestätigt. Ebenso wurden die Mitglieder des Executive Boards Bodil Marie Vassard (Dänemark), Milda Zukauskiene (Litauen) und Joop de Looff (Niederlande) für eine weitere Amtszeit von 2 Jahren wieder gewählt. Um das Executive Board der zunehmenden Mitgliederstärke von ENPHE anzupassen, erhalten sie zukünftig weitere Unterstützung von der zusätzlich gewählten Dr. Ferda Dokuztug (Türkei).

Die Veranstaltung richtete sich jedoch nicht nur an die Koordinatoren, sondern an alle Professoren, Dozenten, Mitarbeiter und Studenten der Physiotherapie. An der ENPHE-Konferenz zum Thema Quality Management in Competence-Based Physiotherapy Education nahmen über 100 Therapeuten aus 21 Ländern teil.

Das Executive Board und die Koordinatoren tagten bereits am Donnerstag, als die meisten anderen Teilnehmer erst anreisten. Während des Begrüßungsdinners am Abend führten Studenten der National Sports Academy verschiedene Tänze und Akrobatikkünste auf. Eine Tanzgruppe mit bulgarischer Folklore animierte die Besucher erfolgreich, selbst das Tanzbein zu schwingen

Im Anschluss an die Begrüßungen des Präsidenten Aanton Ven, des Dekans der Hochschule, des Gesundheitsministers und einigen anderen eröffnete Paul Beenen (Niederlande) am Freitagmorgen das Programm. In seinem Vortrag Quality Management and CBL; Two of the Same Kind präsentierte er die gelungene Umsetzung des Competence-Based-Learning (CBL) an seiner Hochschule und verdeutlichte die damit verbundene Qualitätssicherung. Bestandteil des CBL sind das kontinuierliche Überprüfen und Hinterfragen der Patientenbehandlung, das sowohl Dozenten als auch Schüler zu einer ständigen Anpassung und Verbesserung anhält. Allerdings animiert dies auch Kritiker, da nicht mehr in Fächern unterrichtet wird, sondern sich die Studenten das notwendige Wissen mithilfe der Dozenten anhand von Fallbeispielen aneignen.

Am Nachmittag stellten Dagmar Pavlû einen Akkreditierungsprozesses an einer tschechischen Hochschule und Olga Kozyreva die Entwicklung der Physiotherapieausbildung in Russland vor. Einen deutschen Vortrag hielt Prof. Dr. C. Zalpour (FH Osnabrück) zum Thema Evaluation of an Assessment Checking the Quality of Texts in Basic and Continuing PT Education. Im Rahmen des Projekts IQ Phys (siehe unten) wurde ein Instrument entwickelt, mit dem sich messen lässt, ob sich ein Text als Lehr-Lern-Text eignet. Bei der Evaluation dieses Instruments konnten sehr positive Ergebnisse verzeichnet werden.

Der Tag klang beim gemütlichen Abendessen in einem traditionellen Restaurant aus, wobei den Teilnehmern außerdem noch bulgarische Folklore in Form von Musik- und Tanzstücken geboten wurde.

Der Samstag begann mit einem Vortrag von Ani Velkova (Bulgarien) zum Thema Quality Management of Higher Education and Competence-Based Learning - Striving for Graduates of Whom to Be Proud. Im sich anschließenden Vortrag „IQ Phys - Quality Assurance and Management in Continuing PT Education“ bot Christina Groll (FH Osnabrück) das Projekt IQ Phys dar. Im Kooperationsprojekt zwischen der FH Osnabrück, dem Georg Thieme Verlag und dem Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten - IFK e. V. wurde eine neue Form der Fortbildung anhand von Continuing-Physiotherapy-Education (CPTE)-Artikeln entwickelt. Die Zuhörer zeigten großes Interesse an dem Projekt, und es gab auch international viel Zuspruch.

Nicolas Estevez (Spanien) stellte den Studiengang Physiotherapie an der Hochschule in Valencia vor und zeigte Strategien zur Verbesserung der Kompetenzen der Studenten bei problemorientiertem Lernen.

Am Nachmittag inszenierte Marit Fougner eine interessante Präsentation zusammen mit einigen ihrer Studierenden zum Thema Work Place Learning: An Analysis of Health Student’s Perspectives on Quality Needs by Health Professions in Interprofessional Practice.

Wie man begonnen hat, so soll man enden! Aus diesem Grund hielt den abschließenden Vortrag As You Sow, So You Shall Reap! ebenso wie den Einstieg ins Thema der Niederländer Will Dielis.

Während der gesamten Konferenz waren zahlreiche Poster ausgestellt, die zu interessanten Diskussionen anregten. Nachdem jeder für seinen Favoriten gestimmt hatte, wurde eines aus Estland als bestes Poster gekürt. Deutschland war mit einer Posterpräsentation durch Bodo Schlag vertreten.

Sehr interessant war außerdem der Austausch in kleinen Gruppen, in denen anhand einer vorgegeben Liste die notwendigen Kompetenzen für Bachelor- und Master-Absolventen in der Physiotherapie diskutiert und gewichtet wurden.

Abschließend kann man sagen, dass Competence-Based Learning im europäischen Kontext einen sehr hohen Stellenwert hat. Nicht nur die Länder, sondern auch die einzelnen Hochschulen zeigen einen sehr unterschiedlichen Ausbildungsstand bei dessen Umsetzung.

Wie schon häufig wurde deutlich, dass in der europäischen Physiotherapeutenausbildung einheitlichere Abschlüsse und Standards dringend notwendig sind. Daher ist ein Antrag geplant, um ein thematisches Netzwerk innerhalb der EU hinsichtlich der PT-Ausbildung aufzubauen und internationale Richtlinien zu entwickeln.

Diese ENPHE-Konferenz war nicht nur fachlich, sondern auch organisatorisch und gesellschaftlich eine sehr gelungene Veranstaltung und macht Lust auf die nächste Konferenz vom 04. - 06. Oktober in Prag/Tschechien.

Weitere Informationen zu ENPHE unter: www.enphe.org.

Christina Groll, PT, BSc

Caprivistr. 30A - CF 0304

D-49076 Osnabrück

eMail: c.groll@fh-osnabrueck.de

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