Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Eine 76-jährige demente Patientin wurde wegen seit 2 Tagen bestehendem postprandialem
Erbrechen und zunehmenden Oberbauchschmerzen in der Notaufnahme vorgestellt. Anamnestisch
war unter anderem eine Steingallenblase mit chronischer Cholezystitis bei Gallensteinleiden
bekannt.
Untersuchungen: Laborchemisch zeigten sich eine leichte hypochrome Anämie mit einem Hb von 10,6
g/dl und eine Erhöhung der γGT (439 U/l) und der AP (277 U/l) bei normalem Bilirubin.
Sonographisch war die Gallenblase im Vergleich zum Vorbefund vor einem halben Jahr
sehr klein, der Ductus choledochus deutlich erweitert. Zusätzlich bestand eine ausgeprägte
Aerobilie ohne Beteiligung des Ductus choledochus.
Diagnose: Bereits sonographisch wurde die Verdachtsdiagnose eines Bouveret-Syndroms (Duodenalobstruktion
durch einen perforierten Gallenstein) mit einem 6 cm großen Konkrement im Bulbus duodeni
gestellt. Endoskopisch und radiologisch konnte die Verdachtsdiagnose bestätigt werden.
Therapie und Verlauf: Bei der einen Tag nach der Diagnose durchgeführten Operation zeigte sich eine chronisch
entzündlich veränderte Gallenblase mit Perforation in den Bulbus duodeni. Überraschend
war das Konkrement jetzt nicht mehr im Bulbus aufzufinden. Nach Erweiterung der Operation
in den Unterbauch zeigte sich nunmehr ein tief sitzender Dünndarm-Ileus mit eingeklemmtem
Stein vor der Bauhinschen Klappe. Das Konkrement wurde nach Inzision entfernt, die
Ileumschlinge sowie die Perforationsstelle übernäht und eine Cholezystektomie vorgenommen.
Die multimorbide Patientin verstarb 8 Tage später im Multiorganversagen.
Folgerung: Die Kasuistik beschreibt den seltenen Fall eines „klassischen” Bouveret-Syndroms,
das spontan in einen tiefsitzenden Gallensteinileus überging. Dieses seltene Syndrom
kann bei entsprechenden klinischen Verdachtsmomenten und einem Einbeziehen des Krankheitsbildes
in die differenzialdiagnostischen Überlegungen bereits mit einer Sonographie relativ
sicher diagnostiziert werden.
Summary
Medical history: A 76-year-old woman with known dementia was admitted to hospital for postprandial
vomiting and increasing upper abdominal pain for 2 days. Gallstones and a chronic
cholecystitis had been previously documented.
Investigations: Laboratory tests revealed slight hypochromic anemia (Hb 10.6 g/dl) and an increase
in gammaGT (439 U/l) and AP (277 U/l) with a normal bilirubin. The gall bladder was
very small sonographically, compared to an examination 6 months earlier. Furthermore,
there was a marked aerobilia in the peripheral bile ducts.
Diagnosis: Bouveret`s syndrome, with a 6cm concrement in the duodenal bulb, was suspected at
the initial ultrasound examination and confirmed by endoscopy and radiology.
Treatment and follow-up: When the patient was operated the following day, a chronically inflamed gall bladder
with perforation into the duodenum was found, but no concrement in the duodenal bulb.
The operative field was extended and revealed a distal small bowel obstruction caused
by an incarcerated stone at the ileocecal valve. The concrement was removed and a
cholecystectomy with closure of the fistula performed. However, 8 days later the patient
died from multiorgan failure..
Conclusion: This was a rare case of a "classical" Bouveret’s syndrome that spontaneously changed
into a distal small bowel obstruction by gall stones. In an appropriate clinical setting,
this condition can be diagnosed by a simple abdominal ultrasound examination.
Schlüsselwörter
Bouveret-Syndrom - Gallensteinileus - Gallensteinperforation - Sonographie
Key words
Bouveret's syndrome - gall stone perforation - gall stone small bowel obstruction
- ultrasound