Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Eine 66-jährige Patientin wurde zur Untersuchung einer seit 4 Jahren bestehenden,
größenprogredienten hepatischen Raumforderung stationär aufgenommen. An Vorerkrankungen
bestanden eine arterielle Hypertonie und rezidivierende supraventrikuläre Tachykardien.
Sie war bei Aufnahme beschwerdefrei, die körperliche Untersuchung war unauffällig.
Untersuchungen: Laborchemisch ergaben sich keine Auffälligkeiten. Sonographisch zeigte sich im rechten
Leberlappen eine gut abgrenzbare, echoreiche Raumforderung. In der Kernspintomographie
der Leber stellte sich ein hyperintenser, von einer Kapsel umgebener Tumor dar, der
eine Kontrastmittelanreicherung zeigte.
Diagnose, Therapie und Verlauf: Aufgrund der bildgebenden Verfahren war eine eindeutige Diagnose nicht möglich. Es
wurde bei der Patientin eine Lebersegmentresektion zur Klärung der Dignität dieser
Raumforderung durchgeführt. Histologisch zeigte sich ein Angiomyolipom der Leber.
Folgerungen: Angiomyolipome sind gutartige, mischzellige Tumoren, die sehr selten in der Leber
auftreten können und in die Differentialdiagnose hepatischer Raumforderungen einbezogen
werden sollten. Ihr Erscheinungsbild kann sehr variabel sein und macht bei diagnostischer
Unsicherheit eine histologische Klärung erforderlich. Bei bioptisch gesicherter Diagnose
ist eine abwartende Haltung mit Verlaufskontrollen gerechtfertigt.
Abstract
History and admission findings: A 66-year-old woman, known for 4 years to have a space-occupying lesion in the liver
thought to be a lipoma, was admitted because the increasing size of the mass. She
was hypertensive and had recurrent supraventricular tachycardia, but was otherwise
asymptomatic and physical examination was unremarkable.
Investigations: Laboratory tests were within normal limits. Abdominal unltrasound demonstrated a
well-circumscribed, echodense space-occupying lesion. Magnetic resonance imaging revealed
a hyperintense encapsuled tumour with contrast-medium enhancement.
Diagnosis and treatment: Because the imaging tests were equivocal, a segemental liver resection was performed
to exclude malignancy. Histological examination revealed an angiomyolipoma of the
liver.
Conclusion: Angiolipoma is a benign mixed-cell tumour that very rarely affects the liver but
must be included in the differential diagnosis of hepatic space-occupying lesions.
Its manifestations may be highly variable and histological examination is required
if there is any uncertainty about possible malignancy. If the biopsy is diagnostic
of a benign lesion, expectant observation with regular monitoring is indicated.