Zusammenfassung
Grundproblematik und Fragestellung: Bislang existieren nur wenige Untersuchungen zur Bewertung der medizinischen Dissertation
durch Doktoranden, die einen interuniversitären Vergleich erlauben. Unklar bleibt,
ob das jetzige Promotionsverfahren bei einer Änderung des Medizinstudiums beibehalten
werden kann.
Methodik: Mithilfe eines 28 Fragen umfassenden Erhebungsbogens wurden Promovenden der Humanmedizin
des Jahres 1998 der Medizinischen Universität zu Lübeck befragt. Erhoben wurden Daten
zu Thema, Dauer, Betreuung, Abbrüchen und Einflüssen der Doktorarbeit auf das Studium
und möglicher Neugestaltung des Promotionsverfahrens. Die Ergebnisse wurden auf signifikante
Unterschiede zu Voruntersuchungen analysiert.
Ergebnisse: 70 Fragebögen (Rücklaufquote 63 %) konnten ausgewertet und mit den Untersuchungen
aus Hannover und Erlangen-Nürnberg verglichen werden. Die befragten Lübecker Doktoranden
fühlten sich signifikant besser betreut, führten häufiger experimentelle Studien durch
und ihre Ergebnisse führten häufiger zur Publikation als in den Vergleichsstudien.
Das Studium wurde in der Regel um ein Semester durch die Doktorarbeit verlängert,
signifikant häufiger bei Doktoranden mit experimenteller Arbeit gegenüber solchen
mit klinischer Dissertation. Die Befragten stehen der Promotion kritisch gegenüber
und wollen nur zu einem Drittel das jetzige Verfahren beibehalten. Um die Ursachen
hierfür aufzudecken, erscheinen weitere Untersuchungen notwendig. Als konkrete Verbesserungsvorschläge
ergaben sich die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für ausgeschriebene Doktorarbeiten
und die eines regulär freien Semesters für die Promotion.
Folgerung: Für die Evaluation und den interuniversitären Vergleich sollten ähnliche Erhebungen
an allen deutschen medizinischen Fakultäten durchgeführt werden. Bei einer Änderung
der Ausbildungsordnung sollte über eine feste Integration der Promotion in das Studium
oder aber eine völlige Trennung vom Studium nachgedacht werden.
Abstract
Background and objective: There are only few investigations on supervision of medical dissertations that allow
a comparison between different universities. This article discusses how the medical
dissertation can be incorporated into a new medical curriculum.
Methods: A questionnaire was sent to all medical students in Lübeck who wrote dissertations
in 1998. It contained 28 questions on duration, supervision, impact on medical studies
and possible changes in the dissertation process. The data were compared statistically
to previous studies.
Results: 70 questionnaires could be evaluated (63 %) which allowed a comparison with studies
in Hannover and Erlangen-Nürnberg. The Lübeck students assessed their supervision
to be significantly better, they worked more frequently on experimental topics and
data of their research were published more often than was the case in the other two
institutions. The students regularly needed one extra semester for their dissertation,
especially those working on experimental topics. Those who wrote dissertations expressed
criticism of the dissertation process: only one third were in favour of making no
change in the process. When asked to suggest possible improvements they proposed having
a central facility for the announcement of dissertation subjects and one free semester
to work solely on the dissertation.
Conclusion: In order to evaluate and compare supervision of dissertations, a comparable questionnaire
should be used by all medical universities. If the medical curriculum is changed,
the dissertation either has to be firmly integrated in the curriculum or it should
be undertaken after completion of the studies.