Zusammenfassung
Bei einer 51jährigen Patientin trat mit einer zeitlichen Latenz von wenigen Tagen
nach Gastrointestinalblutung mit hochgradiger Blutungsanämie (HK 16%, Hb 5,3 g/dl)
ein beidseitiges Papillenödem mit Visusverfall und Gesichtsfelddefekten auf. Der lumbale
Liquordruck war normal. Pathogenetisch scheint Durchblutungsstörungen des Sehnerven
infolge der Anämie (Apoplexia papillae) die entscheidende Bedeutung zuzukommen. In
der Literatur wurde im Gegensatz hierzu das Papillenödem bei Anämie meist als Stauungspapille
bei erhöhtem intrakraniellem Druck gedeutet. Die Früherkennung einer Anämie als mögliche
Ursache eines beidseitigen Papillenödems kann dem Patienten unnötige und zum Teil
eingreifende Untersuchungen ersparen.
Summary
A 51-years-old female developed papilloedema with visual loss and visual field deficits
a few days after gastrointestinal bleeding with consecutive marked anaemia. Intracranial
pressure, as measured by lumbar puncture, was normal. Ischaemia of the optic nerve
due to the anaemia seems to represent the major factor in the pathogenesis. In the
literature, papilloedema in anaemia was up to now mostly regarded as a manifestation
of increased intracranial pressure. The early detection of anaemia in cases like this
may save patients from many unnecessary and potentially harmful examinations.