Aktuelle Neurologie 2000; 27(7): 305-317
DOI: 10.1055/s-2007-1017557
Neues in der Neurologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Neue Aspekte in der antidementiven Pharmakotherapie der Alzheimer-Erkrankung

New Aspects in Antidemential Drug Therapy of Alzheimer's DiseaseU. Frey1 , W. Retz1 , P. Riederer2 , M. Rösler1
  • 1Arbeitsgruppe Gerontopsychiatrie, Universitätsnervenklinik Homburg, Universitätskliniken des Saarlandes
  • 2Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Abtl. für Neuro-chemie, Universitätsklinik Würzburg
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Publication Date:
28 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Aufgrund der Ergebnisse neurobiologischer Grundlagenforschung ist heute die Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT) als eine multifaktorielle Erkrankung zu verstehen. Pathologische Amyloidablagerungen oder neurofibrilläre Degeneration werden dabei nicht als primäre Ursache der DAT angesehen, sondern als Teil einer komplexen pathogenetischen Kaskade, zu der auch Störungen des Energiestoffwechsels, immunologische Reaktionen, eine durch oxidativen Stress gestörte Neuroprotektion und die vermehrte Entstehung von Advanced Glycation-End-Products (AGEs) gehören. Die pathogenetischen Modellvorstellungen haben zu neuen pharmakologischen Behandlungsansätzen geführt, die eine Verbesserung oder Stabilisierung der Demenzsymptomatik oder eine Verzögerung der Krankheitsprogression in Aussicht stellen. Mit der Zulassung von Azetylcholinesteraseinhibitoren der zweiten Generation sind die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren erweitert worden. Neben neuen Substanzen wurden auch bereits verfügbare Medikamente, wie Selegilin, Memantin oder Vitamine auf ihre Wirksamkeit bei der DAT untersucht. Zum Teil ergaben sich neue therapeutische Ansätze auch aus epidemiologischen Beobachtungen, wie bei den hormonellen oder antiinflammatorischen Behandlungen durch Östrogenpräparate bzw. nichtsteroidalen Antiphlogistika. Radikalfangende oder antioxidative Effekte von Vitaminen, Ginkgoextrakten und Melatonin zur Verminderung des oxidativen Stresses wurden entdeckt. Die präklinische Forschung beschäftigt sich heute unter anderem mit neutrophen Peptiden und antiamyloidogen wirksamen Substanzen. Inwieweit sich daraus klinische Therapiemöglichkeiten ergeben werden ist noch offen.

Summary

Alzheimer's disease is known as a multifactorial disease. Pathological amyloid deposition and neurofibrillary degeneration are no longer seen as the primary cause of Alzheimer's disease, but as part of a complex cascade, which includes genetic risk factors, immunological disturbances, impairment of mitochondrial metabolism, oxidative stress and formation of advanced glycation end products. Pharmacological therapies based on these neurobiological disorders offer an opportunity to improve cognitive disturbances in Alzheimer's disease or to slow down disease progression. Several pharmacological approaches to enhance cholinergic function have been developed. The second-generation acetylcholinesterase inhibitors show some effect on cognition and behavioural symptoms in Alzheimer's disease. A number of potential strategies address other underlying pathological processes, including anti-inflammatory drugs and estrogens. Selegilin and radical scavengers like vitamins C and E, ginkgo biloba extract and melatonin have been discovered to reduce oxidative stress. Moreover, other approaches, such as anti-amyloids, that effect secretion and aggregation of β;-amyloid as well as neurotrophic peptides, appear promising but are still in the early stages of development.

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